Porträt von einem Mann mit Brille und dunkelblauem Sakko der sich an einer Glaswand spiegelt
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MAKERSPACE als Schlüssel für Innovation

Thomas Moser vom MAKERSPACE gibt im Interview Einblicke in die kreative Szene in der Postgarage und erklärt, wie auch Industriebetriebe von der Einrichtung profitieren können.

Lesedauer: 4 Minuten

22.04.2025

Herr Moser, würden Sie sich selbst als „Maker“ bezeichnen?

Thomas Moser: Ja, definitiv. Ich sehe mich ganz klar als Maker.

Welche Eigenschaften braucht ein kreativer Macher oder eine kreative Macherin?

Man muss Dinge anpacken, Probleme erkennen und eigenständig Lösungen finden. Es geht darum, kreativ zu sein und diese Kreativität auch praktisch umzusetzen.

Wie fördern Sie Ihre eigene Kreativität? Gibt es bestimmte Methoden?

(Lacht.) Also, auf Knopfdruck funktioniert das bei mir nicht. Es braucht oft neue Blickwinkel. Andere Meinungen können ebenfalls Kreativität wecken. Bei mir ist es so, dass oft unter Stress die besten Ideen entstehen, weil der Druck neue Perspektiven öffnet.

Wie unterstützt der MAKERSPACE Carinthia Industriebetriebe dabei, innovative Technologien einsatzfähig zu machen?

Wir bieten topausgestattete Werkstätten mit einem breiten Spektrum an Möglichkeiten. Für Industriebetriebe ist unser Umfeld oft ein neuer Zugang – es entstehen Denk- und Lösungsansätze, die sich von klassischen Industrieprozessen unterscheiden. Gerade mit Technologien wie dem 3D-Druck bieten wir neue Standards. Das Denken außerhalb vorgegebener Bahnen ist bei uns gewollt – und oft auch der Schlüssel zur Innovation.

Additive Fertigung – also der 3D-Druck – steckt bei vielen Betrieben noch in den Kinderschuhen. Dabei gibt es hier großes Potenzial, etwa bei der Optimierung von Produktionsabläufen oder im Produktdesign. Besonders spannend wird es, wenn man klassische Strukturen durch 3D-Druck neu denken und herstellen kann. Da liegt ein enormer Hebel.

Gibt es bereits erfolgreiche Kooperationen mit Kärntner Unternehmen?

Ja, mehrere! Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit Fundermax, für die wir einen biologisch abbaubaren Baumschutz entwickelt haben. Das Projekt zog sich über zwei und wurde dafür mit dem KWF-Forschungspreis ausgezeichnet. Dabei ging es um CAD-Design, Fräsen, Nähen – bis hin zum Aufbau einer kleinen Produktionsanlage gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern wie Witasek. Ein weiteres Beispiel ist Philips. Mitarbeitende haben im MAKERSPACEdirekt am Airfryer weitergearbeitet und konnten Veränderungen sehr schnell umsetzen. Auch Infineon hat bei uns im 3D-Druck-Bereich getestet. Wir laden alle Unternehmen ein, vorbeizukommen und zu sehen, was möglich ist.

Wie kann die Kärntner Industrie von einer stärkeren Zusammenarbeit mit Start-ups und Tüftler:innen profitieren?

Start-ups bringen frischen Wind in Unternehmen – neue Arbeitsweisen, neue Energie oder neue Denkweisen. Wenn man mit ihnen kooperiert, entstehen oft völlig neue Geschäftsbeziehungen. Vor allem aber kommt man schneller von der Idee zur Produktion.

Welche Möglichkeiten bietet der MAKERSPACE, um junge Talente frühzeitig zu fördern?

Wir fangen früh an, mit der Jugend zu arbeiten – zum Beispiel mit einem MINT-Kindergarten. Dabei geht es auch um Themen wie Kreislaufwirtschaft, die wir kindgerecht und praxisnah vermitteln. Höhere Schulen – etwa AHS oder berufsbildende Schulen – zeigen ebenfalls großes Interesse. Viele junge Leute bringen Talent und Geschick mit. Das ist eine tolle Chance, sie für Technik zu begeistern – und gleichzeitig potenzielle künftige Mitarbeitende für die Industrie zu gewinnen.

Wie kann die Industrie mit dem MAKERSPACEin Kontakt treten?

Gut gelingt das über Schulen. Wir denken zum Beispiel daran einen Hackathon zu veranstalten: Die Industrie gibt ein Thema vor, und eine Schulklasse erarbeitet im MAKERSPACE mögliche Lösungen. So lassen sich Stärken erkennen und gezielt für Unternehmen nutzbar machen.

Gibt es bereits Bildungskooperationen mit HTLs oder Hochschulen?

Wir haben einige gut gelebte Kooperationen. Die HTL Mössingerstraße ist regelmäßig bei uns – Lehrer:innen und Schüler:innen nehmen an Mini-Workshops teil oder arbeiten an Diplomarbeiten. Auch mit der HTL Ferlach und der Lastenstraße gibt es Kooperationen. Ich würde mich über jede weitere Zusammenarbeit freuen – auch mit der Uni Klagenfurt.

Und Schulen außerhalb von Klagenfurt?

Der Transport ist ein Thema. Wie kommt man zum MAKERSPACE? Durch die Koralmbahn führen wir bereits Gespräche mit der Uni Graz, wie man das in Zukunft lösen könnte. Es entstehen langsam Verbindungen, es werden Brücken gebaut.

Was, wenn die Nachfrage stark steigt – ist der MAKERSPACE dafür groß genug?

Das würde ich gerne herausfinden! Bei Gruppen mit 15 bis 20 Personen wird es schon eng – aber genau da überlegen wir weiter.

Gibt es Pläne für einen weiteren Standort?

Im Moment nicht konkret. In der Postgarage haben wir noch Spielraum. Aber was darüber hinausgeht – das wird sich zeigen.

Wo sehen Sie den MAKERSPACE Carinthia in zehn Jahren?

Ich wünsche mir, dass wir eine noch stärker etablierte Institution sind – als fixer Bestandteil des Start-up-Systems, aber auch darüber hinaus. Unser Ziel ist, die erste Anlaufstelle für Prototyping und technologische Entwicklung zu sein. Wenn jemand sagt: „Ich will etwas entwickeln“, dann soll der erste Gedanke der MAKERSPACE sein. Das funktioniert jetzt schon sehr gut – weil wir es einfach tun.

Welche politischen oder wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden helfen, noch mehr Unternehmen zur Zusammenarbeit zu bewegen?

Förderbedingungen müssen einfacher werden – ohne große Hürden. Der Bedarf ist da. Es darf nicht sein, dass Start-ups wegen Förderlogik an ein Bundesland gebunden sind. In Zeiten der Koralmbahn braucht es offene Strukturen – keine Schranken. Auch in der Jugendförderung gibt es noch Potenzial. Stipendien etwa könnten helfen, den Zugang zum MAKERSPACE kostenlos zu ermöglichen. Da gäbe es noch viele Hebel, die man bewegen kann.

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