
Wo Wissenschaft auf Wirtschaft trifft
Uni-Klagenfurt-Rektorin Ada Pellert im Interview über die Koralmtunnel-Verbindung, interdisziplinäre Forschung und enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und wie die Universität Klagenfurt ihre Rolle im Alpen-Adria-Raum stärken will.
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Frau Pellert, Sie sind seit wenigen Wochen Rektorin der Universität Klagenfurt. Was sind Ihre ersten Eindrücke - sowohl von der Universität selbst als auch vom Standort Kärnten?
Ada Pellert: Die Universität Klagenfurt ist eine moderne, dynamische Institution mit einem hohen Potenzial für Innovation und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Der Standort Kärnten bietet mit seiner wirtschaftlichen Vielfalt und natürlich der landschaftlichen Schönheit ein attraktives Umfeld für Studierende, Lehrende und Kooperationspartner.
Wie wichtig ist für Sie die Kooperation der Universität Klagenfurt mit heimischen Betrieben - insbesondere der Industrie?
Diese Zusammenarbeit ist essenziell. Universitäten sind nicht nur Orte des Wissens, sondern auch Innovationsmotoren für die regionale Wirtschaft. Durch enge Kooperationen mit der Industrie können wir nicht nur Forschungsergebnisse in die Praxis überführen, sondern geben den Studierenden wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt.
Gibt es bereits erfolgreiche Beispiele für gemeinsame Projekte zwischen der Universität Klagenfurt und der Industrie?
Ja, es gibt zahlreiche Projekte, insbesondere in den Bereichen Informatik, Robotik und Künstliche Intelligenz. Beispielsweise kooperieren wir mit Unternehmen bei der Entwicklung intelligenter Systeme oder nachhaltiger Produktionstechnologien. Solche Projekte zeigen, wie sich angewandte Forschung und wirtschaftliche Innovationen ergänzen können.
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für die Industrie. Wie kann die Universität dazu beitragen, dass Kärnten mehr qualifizierte Absolvent:innen in technischen und wirtschaftlichen Bereichen hat?
Die Universität ist ja DIE Partnerin im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Sie hat attraktive Studienangebote, die den Studierenden die bestmögliche Ausbildung bieten. Zum anderen begrüßen wir die Zusammenarbeit mit Unternehmen, etwa durch Praktika, duale Studienmodelle oder gemeinsame Forschungsprojekte. Und wir setzen auf gemeinsame Maßnahmen mit der Wirtschaft zur Studierendenbindung, damit Absolvent:innen nach ihrem Abschluss in Kärnten bleiben.
Planen Sie neue Studiengänge oder Weiterbildungsangebote, die speziell auf die Bedürfnisse der Industrie ausgerichtet sind?
Wir schauen laufend darauf, welche Kompetenzen am Arbeitsmarkt gefragt sind. Aktuell prüfen wir die Erweiterung unserer Angebote im Bereich Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, soziale Kompetenzen und nachhaltige Wirtschaft. Auch im Bereich der berufsbegleitenden Weiterbildung möchten wir Unternehmen noch gezielter unterstützen.
Wie können Unternehmen und Universität gemeinsam daran arbeiten, dass mehr Studierende in Kärnten bleiben und hier ihre Karriere starten?
Universität, Wirtschaft und Politik müssen stark zusammenarbeiten, um den Studierenden attraktive Perspektiven zu bieten. Unternehmen können sich frühzeitig als Arbeitgeber präsentieren, etwa durch Praktika oder Mentoring-Programme. Die Universität kann durch gezielte Karriereberatung und enge Kooperation mit Betrieben dazu beitragen, den Übergang von Studium zu Beruf zu erleichtern.
Oder umgekehrt: Wie wollen Sie Studierenden aus anderen Bundesländern die Universität Klagenfurt schmackhaft machen?
Klagenfurt ist zwar keine klassische Universitätsstadt wie Graz oder Wien. Durch die kleine, aber feine Struktur der Universität Klagenfurt, die moderne Infrastruktur, das tolle Lehrangebot und das praxisorientierte Forschungsprofil, ist Klagenfurt als Unistandort äußerst attraktiv. Hinzu kommen natürlich der Wörthersee und der generell hohe Lebensstandard in Kärnten. Wichtig wird es aber sein, weiterhin nationale und internationale Studierende von dieser Qualität zu überzeugen. Hier sind auch gezielte Marketingmaßnahmen wichtig – vor allem in Hinblick auf den Start der Koralmbahn.
Wie können Industriebetriebe von den Forschungsleistungen der Universität profitieren?
Indem sie Kontakte mit Forschenden, Instituten und Fakultäten pflegen, die zum Ziel haben, innovative Lösungen für konkrete Herausforderungen in der Wirtschaft zu liefern. Durch gemeinsame Projekte, Technologietransfer und gezielte Innovationspartnerschaften ermöglichen wir Unternehmen den Zugang zu neuestem Wissen und modernster Technologie.
Welche Rolle spielen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit in der Forschungsstrategie der Universität?
Eine sehr große. Wir investieren gezielt in Forschung, die nachhaltige und digitale Innovationen ermöglicht. Künstliche Intelligenz, Robotik und technische und organisatorische Prozessoptimierungen sind beispielsweise Schlüsselbereiche, in denen wir mit der Industrie zusammenarbeiten, um neue Lösungen für wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln. Unser Ziel ist es, ein dynamisches Innovationsökosystem zu schaffen, das Wissenschaft und Praxis noch stärker verbindet. Unsere internationalen Kooperationen bringen Know-how nach Kärnten und eröffnen Unternehmen Zugang zu globalen Netzwerken.
Wie sehen Sie die Zukunft der Universität Klagenfurt?
Die Universität Klagenfurt hat enormes Potenzial, sich als führende Bildungs- und Forschungseinrichtung im Alpen-Adria-Raum weiterzuentwickeln. Mit der neuen Koralmtunnel-Verbindung rücken Kärnten und die Steiermark noch näher zusammen, was den Austausch mit anderen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen intensivieren wird. Ein wesentlicher Fokus liegt dabei auch auf der Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft. Unsere Universität wird weiterhin praxisnahe Forschung betreiben, um innovative Lösungen für Unternehmen in der Region zu entwickeln. Ein attraktives Studienangebot bleibt zentral, ebenso wie die Rahmenbedingungen für Studierende. Dazu gehört neben einer hochwertigen Ausbildung auch leistbarer Wohnraum. Wir setzen uns dafür ein, dass Studierende in Klagenfurt gute Wohnmöglichkeiten finden und sich hier langfristig wohlfühlen. Denn nur wenn sich Studierende hier eine Zukunft aufbauen können, werden sie auch als Fachkräfte in der Region bleiben.