
„Hände weg vom Trinkgeld!“
In der Trinkgelddebatte übt Stefan Sternad scharfe Kritik an VIDA und ÖGK. Für den Wirtesprecher der WK Kärnten ist klar: Trinkgeld ist gelebte Wertschätzung und kein Lohnbestandteil. Er nimmt auch die AK in die Pflicht, endlich Farbe zu bekennen und sich klar für eine abgabenfreie Lösung einzusetzen.
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Trinkgeld ist die Wertschätzung des Gastes für guten Service und freundliche Bedienung - ein bedeutungsvolles und sinnstiftendes „Danke“ für aufmerksame Arbeit oft bis zur Sperrstunde. Für Stefan Sternad, Wirtesprecher der Wirtschaftskammer Kärnten, ist klar: „Was am Ende eines langen Arbeitstages im Trinkgeldbeutel landet, ist ein Zeichen großer Wertschätzung und Anerkennung und kein Fall für das Finanzamt oder die Sozialversicherung.“
Dass es in der Bevölkerung eine starke öffentliche Unterstützung gegen die Trinkgeldbesteuerung gibt, unterstreicht das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Market Instituts im Auftrag der WKÖ. Darin geben 92 % der Befragten an, regelmäßig Trinkgeld zu geben, 95 % tun dies als Ausdruck der Wertschätzung für guten Service. 88 % sprechen sich klar gegen eine Steuer- oder Abgabenbelastung von Trinkgeldern aus, 87 % sind dagegen, dass auch die Betriebe dafür zur Kasse gebeten werden. Die Hälfte der Befragten (50 %) würde sogar weniger Trinkgeld geben, wenn der Staat eingreifen würde.
VIDA: Aussage ist ein Schlag ins Gesicht
Sternad reagiert mit scharfen Worten auf die jüngsten abgehobenen und weltfremden Aussagen der Gewerkschaft VIDA, wonach Trinkgelder niedrige Löhne ausgleichen. „Solche Aussagen sind ein Schlag ins Gesicht für jeden Mitarbeiter in der Gastronomie. Gerade erst wurden die Kollektivverträge neu verhandelt - mit Lohnanpassungen, die in den vergangenen drei Jahren um 30 % gestiegen sind. Diese Entwicklung ist nun auch auf jeder Speisekarte sichtbar geworden.“ Sternad appelliert auch an die AK: „Es ist die Aufgabe der AK, die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten. Und die Mehrheit will ganz klar, dass Trinkgelder steuer- und abgabenfrei sind. Jetzt ist es an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen, endlich klar Stellung zu beziehen und auf ihre Mitglieder zu schauen!“
ÖGK: Kein Zugriff auf Trinkgeldbeutel
Mit großer Sorge betrachtet die Branche die zunehmenden Bestrebungen, Trinkgelder als sozialversicherungspflichtiges Einkommen einzustufen. Sternad: „Es kann nicht sein, dass die ÖGK unseren Mitarbeitern in die Geldbörse greift. Auch Ärzte - unbestritten wichtige Dienstleister - erhalten gelegentlich kleine Aufmerksamkeiten oder Geldgeschenke von dankbaren Patienten. Niemand würde hier ernsthaft von einem regulären Einkommen sprechen. Warum also bei Servicekräften und Beschäftigten in Dienstleistungsberufen mit anderen Maßstäben messen?“
Die Entscheidung über die Trinkgeldabgabe liegt allerdings nicht bei der ÖGK, sondern beim Gesetzgeber. ÖGK-Obmann Peter McDonald ist laut einem aktuellen Zeitungsbericht grundsätzlich bereit, auf die Nachforderung von Sozialversicherungsbeiträgen auf Trinkgelder zu verzichten - dies müsse aber rechtlich möglich sein. Er zeigt sich offen für eine Lösung im Sinne der betroffenen Branchen. Sternad: „Ein Signal, das bei allen Betroffenen mit Erleichterung aufgenommen wird. Ich begrüße diesen Kurs ausdrücklich.“
Forderungen der WKK
Die Forderung der WKK lautet: Einfach. Sicher. Fair. „Die Lösung ist ebenso simpel wie wirkungsvoll – und genau so, wie sie auch unsere Gäste schätzen würden: Gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels müssen wir jede Möglichkeit nutzen, um die Rahmenbedingungen für unsere Mitarbeiter zu verbessern. Steuerfreie Trinkgelder sind dabei ein unbürokratischer und wichtiger Schritt – einfach, sicher und fair. Es braucht klare Rahmenbedingungen und Lösungen, die Betriebe und Mitarbeiter entlasten statt belasten“, bringt es Sternad abschließend auf den Punkt.