
„G’lernt is g’lernt“: Bezirk Wolfsberg im Fokus
Eine Lehre ist ein sicherer Weg ins Berufsleben und bietet gute Zukunftsperspektiven. Das zeigt auch die Kampagne „G‘lernt is g‘lernt“ von Frau in der Wirtschaft Kärnten. In verschiedenen multimedialen Formaten werden weibliche Vorbilder, Lehrbetriebe und Lehrberufe aus allen Kärntner Bezirken vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf dem Bezirk Wolfsberg.
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Viele Kärntner Klein- und Mittelbetriebe stehen in den nächsten Jahren vor einem Wendepunkt. Unternehmer:innen gehen in Pension und suchen, mangels Nachfolge, eine Person, die den Betrieb weiterführt. Genau das kann eine große Chance für Menschen mit Lehrabschluss sein. „Egal in welcher Branche – die Lehre ist heute ein attraktiver Ausbildungsweg, der jungen Menschen viele Möglichkeiten eröffnet. Eine davon ist, selbst ein Unternehmen zu gründen und Chefin zu sein“, betont Astrid Legner, FiW-Landesvorsitzende und WKK-Vizepräsidentin.
Vorbilder aus der Wirtschaft
Im Rahmen der Kampagne "G'lernt is g'lernt" holt Frau in der Wirtschaft eine Unternehmerin mit Lehrabschluss, einen spannenden Lehrbetrieb und einen erfolgreichen weiblichen Lehrling aus einem Bezirk vor den Vorhang. „Durch die unterschiedlichen Formate wie Newsletter, Website, Social Media, Podcast oder LED-Wände können wir mehrere Zielgruppen ansprechen und ein neues, zeitgemäßes und positives Bild der Lehre zeigen“, betont Legner, die mit ihrem Team diesmal im Wolfsberg unterwegs war und Spannendes rund um die Lehre erfahren hat.
Drei spannende Erfolgsgeschichten aus dem Bezirk Wolfsberg
Sich mit funkelndem Schmuck umgeben, Trends entdecken und Kund:innen beraten – eine Lehre im Einzelhandel macht’s möglich. Im Bezirk Wolfsberg zeigen zwei Beispiele, wie vielfältig dieser Weg sein kann: Sandra Petschenig begann als Einzelhandelskauffrau und führt heute das Schmuckgeschäft Uhren & Schmuck Weisshaupt in Wolfsberg erfolgreich als Unternehmerin. Im J.M. Offner Mode- und Geschenkehaus werden junge Menschen zu Modeberater:innen ausgebildet und können ihre Leidenschaft für Trends im Familienbetrieb leben. Auch das Handwerk bietet Chancen: Maria Richter und Lilly Ortner lernen den seltenen Beruf der Harmonikamacherin bei Harmonika Müller in Bad St. Leonhard.
Sandra Petschenig: Vom Lehrling zur Unternehmerin
Ob als Geschenk oder Erinnerung – Schmuck ist mit starken Emotionen verbunden. Genau das liebt Sandra Petschenig an ihrem Job. Seit 2019 führt sie das Traditionsgeschäft „Uhren & Schmuck Weisshaupt“ im Herzen von Wolfsberg. Dabei war die Karriere als Unternehmerin gar nicht geplant. Als ihre damaligen Chefs ihr überraschend anboten, das Geschäft zu übernehmen, begann für sie ein intensiver Entscheidungsprozess. „Ich habe die Vor- und Nachteile abgewogen und bin zum Entschluss gekommen, dass die Vorteile überwiegen.“ Der Schritt in die Selbstständigkeit folgte.
Seit mittlerweile 35 Jahren steht der „schmucke“ Betrieb in der Region für Vertrauen, Qualität, Wertschätzung, persönliche Beratung, Tradition und Geschichte. Werte, die auch Petschenig wichtig sind. Auf den Schritt ins Unternehmertum ist sie stolz, trotz des hohen Arbeitspensums und so machen schlaflosen Nächten. „Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Selbstbestimmung sind die positiven Seiten der Selbstständigkeit.“ Anderen Frauen kann sie nur Mut machen, ihrem Herzen zu folgen und den Traum vom eigenen Unternehmen zu verwirklichen.
Eine solide Basis dafür: eine Lehre. Für Petschenig ist sie der ideale Start in die Berufswelt. „Durch die Lehre werden die Auszubildenden direkt in die Arbeitsprozesse eingebunden und können frühzeitig berufliche Reife und Verantwortungsbewusstsein entwickeln. Man kann sich auf ein Fachgebiet spezialisieren und ein hohes Maß an Fachwissen aufbauen. Wichtig dabei sind auch Netzwerke, um sich auszutauschen.“ Ihr Tipp an Jugendliche: „Wählt einen Beruf, der zu euch passt – mit Leidenschaft und Bauchgefühl.“ Bei ihr selbst war das schon früh klar: Mode und Schmuck haben sie von klein auf fasziniert. Mit ihrem eigenen Schmuckgeschäft lebt sie nun ihren Kindheitstraum.
J. M. Offner Mode- und Geschenkhaus: Lehrlingsbetrieb
Boho-Style, Animal-Prints und coole Röcke – mit dem Frühling steigt die Lust auf Mode. Im J.M. Mode- und Geschenkhaus Offner in Wolfsberg finden Modebegeisterte eine große Auswahl an Kleidung, Geschenken, Geschirr und Dekoration. „Wir bringen frisches Design in die eigenen vier Wände und in den Kleiderschrank“, so das Mutter-Tochter-Gespann Christina Kulterer und Anna-Maria Kulterer-Liendl. Neben dem familiären Ambiente punktet das Team mit persönlicher Beratung und Gespür für Trends – das schätzen Kund:innen weit über Wolfsberg hinaus. Jährlich bildet das Unternehmen Lehrlinge aus – in einem familiären Umfeld und mit engagierten Ausbildner:innen. „Wer Interesse hat, kann sich jederzeit bei uns persönlich, per E-Mail oder schriftlich melden“, so Kulterer-Liendl, die für das Personalwesen zuständig ist.
Kontakt zu Schulen, Messen und Schnuppertage erleichtern den Einstieg. Über die Initiative „Heart Beat“, einer Lehrlingsausbildungsinitiative mittelständischer österreichischer Textilhändler, erhalten Lehrlinge zusätzlich Trainings zur Persönlichkeitsentwicklung. Dabei wird pro Lehrjahr eine Woche gemeinsam mit Lehrlingen anderer Betriebe trainiert.
„Die duale Ausbildung verbindet Theorie und Praxis“, unterstreicht Christina Kulterer. Der Einzelhandel bietet vielseitige Chancen, Modebewusstsein und Freude am Umgang mit Menschen. Eine Kombination, die immer gefragt ist. Denn: Modetrends kommen und gehen, aber persönliche Beratung ist nie out.
Erfolgreich in frauenuntypischen Branchen
Wenn Maria Richter und Lilly Ortner ihre Werkstücke zücken, springt die Begeisterung für die Steirische Harmonika sofort auf andere über. Beide absolvieren aktuell eine Lehre zur Harmonikamacherin bei Harmonika Müller in Bad St. Leonhard. Die Ausbildung dauert drei Jahre und umfasst verschiedenste Bereiche. Nach der Ausbildung können die beiden in der Manufaktur ihre eigenen Instrumente bauen. Das Lavanttaler Unternehmen zählt seit der Gründung im Jahr 1976 zu den international führenden Harmonikaherstellern und fertigt jedes Teil direkt in Kärnten. Neben Edith Müller arbeiten bereits ihre Kinder, Tochter Janine und Sohn Marcel, im Betrieb mit. Bis eine Harmonika spielbereit ist, fügen sich in rund 120 Arbeitsstunden bis zu 2700 Einzelteile zu einem Ganzen zusammen. Dabei kommen alte Handwerkstechniken ebenso zum Einsatz wie moderne Technologien. Im hauseigenen Profi-Studio werden diese gleich ausprobiert und gestimmt. Jedes Stück ist ein Unikat und kann den Kundenwünschen angepasst werden.
Liebe zur Musik und zum Handwerk
Maria Richter ist im dritten Lehrjahr und wählte den Beruf aus Interesse am Handwerk sowie am Harmonikaspielen: „Das Tolle an der Ausbildung ist die Vielseitigkeit. Man braucht handwerkliches Geschick, Fingerfertigkeit und Genauigkeit.“ Voller Stolz hat sie sich bereits ihre eigene Harmonika gebaut und freut sich, jedes neue Instrument nach der Endmontage auszuprobieren. Auch Lilly Ortner, die im zweiten Lehrjahr ist, macht die Arbeit mit Holz, Metall, Filz und anderen Materialien sehr viel Spaß: „Bis jetzt gefällt mir alles sehr gut.“ Auch sie weiß: Genauigkeit und Flexibilität sind beim Instrumentenbau enorm wichtig.
Die Kampagne „G‘lernt is g‘lernt“ von Frau in der Wirtschaft Kärnten zeigt, dass eine Lehre ein attraktiver und zukunftssicherer Ausbildungsweg ist. Sie bietet jungen Frauen viele Möglichkeiten und Chancen, sich beruflich zu verwirklichen.