
Handelskonjunktur Kärnten 2024: Einzelhandel stabil, Großhandel in der Krise
Die Sparte Handel der Wirtschaftskammer Kärnten präsentierte den aktuellen Konjunkturbericht für das Jahr 2024 sowie einen Ausblick auf 2025. Während die Inflation deutlich zurückgeht, bleibt die Lage im Handel herausfordernd. Der Ausblick auf 2025 bleibt unsicher.
Lesedauer: 4 Minuten
Die Zahlen der letzten zwölf Monate sprechen eine deutliche Sprache. Die aktuelle Studie des Instituts für Österreichs Wirtschaft (iföw) im Auftrag der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Kärnten zeigt, dass die Handelskonjunktur in Kärnten auch 2024 keine Anzeichen einer Erholung aufweist. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2023 setzen die Handelsunternehmen den Abwärtstrend fort. Die Netto-Jahresumsätze sanken um 2,5 % auf rund 14,1 Milliarden Euro, was einem Rückgang von etwa 180 Millionen Euro entspricht. „Wir befinden uns noch immer in einer herausfordernden Situation, aber wir sind optimistisch. Viele kleine Indikatoren weisen in eine positive Richtung, wie etwa die sinkende Inflation“, fasst Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Kärnten, die Konjunkturdaten der Handelsbranchen zusammen, die heute bei einer Pressekonferenz präsentiert wurden. „Bis zum ersehnten Licht am Ende des Tunnels" müssten aber noch einige Hürden genommen werden“, so Haberl.
Handelsforscher Peter Voithofer vom iföw präsentierte eine auf Daten der Statistik Austria basierende Studie und wies darauf hin, dass sich die Konjunktur in den einzelnen Handelsbranchen sowohl bei der Umsatz- als auch bei der Preisentwicklung sehr unterschiedlich entwickelt hat.
Entwicklung im Handel
Trotz des wirtschaftlichen schwierigen Jahres, schloss der Einzelhandel in Kärnten nach zwei Jahren mit realen Konjunkturrückgängen im Gesamtjahr 2024 wieder ausgeglichen ab (0,0 %). Die Fixkosten und sonstige Kosten sind jedoch um 20 % gestiegen und das bei gleichbleibendem Absatzvolumen. Voithofer: „Er kann weder ein nominelles Umsatzwachstum (-2,5 %) noch ein reales preisbereinigtes Konjunkturplus (-3 %) erzielen. Den höchsten nominalen Umsatzzuwachs verzeichnet der Lebensmittelhandel (+2,1 %), einen Umsatzrückgang der Facheinzelhandel mit Uhren und Schmuck (-0,7 %). Die gestiegenen Umsätze zwischen Oktober und November waren nicht unbedingt ein Segen für den stationären Handel. „Der überwiegende Teil wurde in dieser Zeit im Ausland eingekauft, diese Einnahmen fehlten den heimischen stationären und Online-Handel“, merkt Voithofer an.
Großhandel im Minus, Konjunkturzuwächse in der Kfz-Wirtschaft
Im Gegensatz zum Einzelhandel steht der Großhandel, der stark von anderen Branchen abhängig ist, weiterhin unter Druck. Nach einem Umsatzrückgang von 8,8 % im Jahr 2023 sanken die Umsätze auch 2024 um 5,3 %. In Summe konnte der Großhandel rd. 6,6 Milliarden Euro Nettoumsatz erwirtschaften, rund 370 Millionen Euro weniger als 2023. Trotz sinkender Preise (-0,2 %) muss der Großhandel nach 2023 auch 2024 reale Umsatzrückgänge (-5,1 %) hinnehmen. Deutlich besser lief es im dritten Handelssegment, der Kfz-Wirtschaft: Der Jahresumsatz stieg 2024 nominell um 4,5 %, real betrug das Wachstum +2,9 %. (2023: +6,3 %).
Beschäftigungslage weiterhin angespannt
Es gab keine einzige Branche mit einem Beschäftigungszuwachs. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Kärntner Handel sank auch 2024 um 1,6 % auf 32.107 Personen. Im Einzelhandel betrug der Rückgang – 2,1 %. Besonders betroffen war der Großhandel mit einem Minus von 2,6 %, während die Kfz-Wirtschaft ein Beschäftigungsplus von 2,7 % verzeichnete. Die Arbeitslosigkeit im Handel stieg um 9,6 % (Einzelhandel: 7,4 %; Großhandel: 11,7 % und Kfz-Wirtschaft: 17,9 %). Zum Stichtag 31.12.2024 gab es im Handel 2.500 Arbeitslose, denen 870 offene Stellen gegenüberstanden.
Forderungen zur Stärkung des Handels
Die Wirtschaftskammer Kärnten fordert Maßnahmen zur Unterstützung der Handelsunternehmen. Haberl: „Dazu zählen der Abbau bürokratischer Hürden, die Förderung innovativer Geschäftsmodelle und Entlastungen bei den Lohnnebenkosten. Diese Maßnahmen sollen helfen, die Wettbewerbsfähigkeit des Handels langfristig zu sichern.
Fest steht: es braucht zusätzliche Maßnahmen, um die die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Handels zu stärken.“ Wichtig ist aber auch, dass der Handel nicht nur in Ballungszentren, sondern auch im ländlichen Bereich aufrechterhalten bleibt. „Ältere Menschen sind von erreichbarer Nahversorgung abhängig. Aber auch für junge Menschen, die aufs Land ziehen, ist der Greißler ums Eck sehr wichtig. Je attraktiver das Angebot, umso attraktiver ist der Wohnort“, erklärt Wolfgang Streißnig, stellvertretender Obmann der Sparte Handel, der sich wünscht, dass Unternehmen sich künftig mehr um ihr Geschäft kümmern können, als mit bürokratischen Aufgaben: „Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sind mit Bürokratie überfrachtet.“
Entrümpelung bei Bürokratie und Entlastung bei Lohnnebenkosten notwendig
Spartenobmann Haberl nennt daher eine „rigorose Entrümpelung“ von Vorschriften, vor allem, was die Nachweis- und Berichtspflichten betrifft, als zentrale Forderung der Sparte an die neue Bundesregierung. Zusätzlich gelte es, so Haberl, Wettbewerbsgleichheit auf europäischer Ebene zu schaffen, „dass all diese Bestimmungen, die man europäischen Unternehmen aufbürdet, auch bei Temu, Shein & Co angewendet werden. Denn wer in die EU liefert, muss sich an hier geltende Regeln halten.“
Eine weitere Konsequenz aus den Konjunkturzahlen: Eine Entlastung der Unternehmen bei den Lohnnebenkosten ist unabdingbar. Die Ertragslage erlaubt es den Handelsunternehmen nicht, immer höhere Kosten zu tragen. Haberl: „Um längerfristig gut aufgestellt zu sein, braucht es ein Maßnahmenbündel zur Arbeitskräftesicherung im Handel. Dieses sollte sowohl Arbeitsanreize für Arbeitslose als auch steuerliche Anreize für mehr Leistung enthalten, etwa im Bereich der Überstunden und des Zuverdienstes in der Pension. Wichtig ist, dass die Handelsunternehmen künftig nicht mehr, sondern weniger administrative Hürden haben und Leistung auch belohnt wird.“
Ausblick 2025: Hoffnung auf Aufschwung
Die Erwartungen für das erste Quartal 2025 bleiben – entgegen dem EU-Trend - negativ. Im EU-27-Verleich hinkt die österreichische Einzelhandelskonjunktur hinterher, Österreich liegt nur auf Platz 20 von 27 EU-Ländern.Die Konsumausgaben könnten um 0,8 % steigen, die Bruttowertschöpfung im Handel um 0,6 % zulegen. „Aufgrund der globalen Unsicherheiten und der anhaltend hohen wirtschaftlichen Herausforderungen bleibt die Entwicklung jedoch schwer prognostizierbar. Aber die Branche ist optimistisch, dass es wieder aufwärts gehen wird“, so Haberl abschließend.