Expo 2025 Osaka Österreich Pavillon Notenband
© xpo Austria/BWM Designers & Architecs

Global vernetzt, lokal gestärkt

Inspiration und Innovation. Die Expo 2025 in Osaka bietet (Nieder)Österreichs Wirtschaft eine optimale Bühne. Doch auch über Japan hinaus ist Asien ein attraktiver Markt. Beim Eintritt unterstützt die Wirtschaftskammer.

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Aktualisiert am 16.04.2025

"Wir scheuen keine Herausforderungen, im Gegenteil, sie spornen uns an. Und im Fall der Expo 2025 hat uns der innovative Charakter gereizt“, sagt Stefan Graf, CEO der Unternehmensgruppe Leyrer + Graf mit Sitz in Gmünd. Die Visualisierung auf dem Bildschirm zeigt ein überdimensionales, spiralförmiges Notenband aus Holz – ein architektonisches Meisterwerk der Graf-Holztechnik, das die Fassade des Österreich-Pavillons im japanischen Osaka ziert. „Wir wollten demonstrieren, dass es möglich ist, gekrümmte und tordierte (verdrehte) Träger in einem Arbeitsschritt und mit einer Schraubverbindung herzustellen“, erklärt Graf die Intention dahinter.

Die Holzskulptur stellt die ersten Takte der Europahymne, Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“, dar und steht als Symbol für Dynamik, Eleganz und Innovation. Sie kombiniert eine einzigartige Geometrie und eine höchst innovative Form der Holzbautechnik mit traditionellem Handwerk und einer nachhaltigen Bauweise. Die Idee stammt von Johann Moser (BWM Designers & Architects), die Statik wurde von Peter Bauer (werkraum ingenieure) geplant. Form angenommen hat das Notenband in den Werkshallen der Graf-Holztechnik in Horn.

65 Einzelpakete in zehn Schiffscontainern

Nach einem Jahr intensiver Planung, zahlreichen Tests und rund drei Monaten akribischer Produktion wurden die einzelnen Elemente – insgesamt 65 Einzelpakete – sorgfältig in zehn Containern auf Ladeschlitten verstaut. „Ein detaillierter Verladeplan stellte sicher, dass jedes Schleifen-Element genau zugeordnet wurde – samt Anzahl der Schrauben, Beilagscheiben, Gewindezangen und weiterer Bauteile. Zur besseren Übersicht waren Echtbilder der Elemente beigefügt, nummeriert und dokumentiert, sodass jederzeit nachvollziehbar war, was sich in welchem Container befand“, erklärt Roland Ernst, Abteilungsleiter der Graf-Holztechnik.

Notenband Österreich Pavillon Expo 2025 Graf-Holzbautechnik
© Graf-Holzbautechnik

Am 4. November 2024 verließen die letzten fünf Container das Werk in Horn. Per Lkw wurden sie nach Wien transportiert, von dort aus ging die Reise mit dem Zug weiter nach Hamburg. Im dortigen Hafen wurden die Container schließlich auf ein Schiff verladen, das Mitte November in See stach und den Hafen von Kobe am 26. Dezember 2024 erreichte. In Osaka, das liegt in der Kansai-Region (Box S. 6), übernahm ein japanisches Montageteam den Aufbau – mit Unterstützung des Projektleiters der Graf-Holztechnik vor Ort. Über mehrere Tage hinweg wurde das Team angeleitet, wie die Elemente präzise zusammengesetzt werden müssen.

Grenzen des machbaren getestet

Neben dem engen Terminplan und der genauen Zeit- und Produktionsplanung war eine der größten Herausforderungen, „die europäischen und japanischen Normen zu vereinen und den Anforderungen gerecht zu werden“, berichtet Roland Ernst rückblickend und fügt mit Stolz auf das gesamte Team hinzu: „Mit höchster Präzision in der Entwicklung und Fertigung haben wir die Grenzen des Machbaren ausgetestet und aus einer ursprünglichen Vision ein unwahrscheinliches Werk der Ingenieurskunst geschaffen.“ Vor Ort schaut sich Stefan Graf die 16,5 Meter hohe, sich in die Luft erhebende Holzskulptur mit einem Holzanteil von 15 Tonnen und 6.000 verbauten Vollgewindeschrauben vom 11. bis 13. Mai an. Dann fliegt die Wirtschaftskammer NÖ mit einer Delegation nach Osaka, um die Expo 2025 zu besuchen.

Sonnencreme aus Sägemehl

Nicht nur die Fassade des Österreich Pavillons zeugt von der Innovationskraft der niederösterreichischen Betriebe. Auch das Innovation Lab Austria – im Herzen des Pavillons – bietet heimischen Unternehmen eine Plattform, um die internationalen Besucher für österreichische Forschung und Wirtschaft zu begeistern. Das „i“ steht hier neben Innovation auch für Information, Inspiration und Interaktion.

Ein Unternehmen, das sich hier von April bis Oktober präsentieren kann, ist Lignovations aus Klosterneuburg, das den Expo-Besuchern aus aller Welt in einem kurzen Video zeigt, wie aus Holzabfällen nachhaltiger UV-Schutz entsteht. Sonnencreme aus Sägemehl gewissermaßen. 2021 als Spin-off der TU Wien und aus einer Spin-off-Fellowship-Förderung der FFG entstanden, war die Mission von Anfang an klar: „Die Kreislaufwirtschaft in der chemischen Industrie durch hochwertige biobasierte Produkte voranzutreiben“, stellt Geschäftsführer Martin Miltner klar, hängt den Laborkittel an den Haken und führt auf dem Weg zu seinem Schreibtisch weiter aus: „Wir nutzen Lignin, einen natürlichen Bestandteil von Holz, um funktionelle Inhaltsstoffe für verschiedenste Anwendungen herzustellen.“ Lignin schützt Pflanzen vor  schädlichen Umwelteinflüssen. Lignovations gewinnt diesen wertvollen Rohstoff aus der Biomasse und verarbeitet ihn in eine Form, die industrielle Anwendungen ermöglicht. Unter der Marke LignoGuard® vertreibt das Unternehmen seine Produkte bereits in der Kosmetikbranche, wo sie als nachhaltige Alternative zu konventionellen UV-Filtern eingesetzt werden. Zu den Kunden zählen sowohl kleine als auch große Kosmetikhersteller, die umweltfreundliche Sonnencremes und andere Hautpflegeprodukte entwickeln.

Potenzial in vielen Bereichen

Asien gilt als einer der am schnellsten wachsenden Kosmetikmärkte der Welt – ein Grund, warum Lignovations dort seine Expansion vorantreibt. „Wir arbeiten bereits mit wichtigen Marktteilnehmern zusammen und können unsere Produkte regulatorisch gesehen in Asien vermarkten. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir den Export starten“, weiß Miltner. 
Neben der Kosmetikindustrie sieht Lignovations auch Potenzial in anderen Bereichen: Bei nachhaltigen Kartonbeschichtungen für Lebensmittelverpackungen, beim biologischen Pflanzenschutz sowie im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel. „Die Technologie funktioniert, der Markt hat Interesse. Nun steht die Skalierung der Produktion im Fokus. Unser Ziel ist es, Umsätze zu steigern und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf Mensch und Umwelt zu schaffen.“ Osaka ist hier ein weiteres Sprungbrett für die Innovation aus Niederösterreich. 

Lignovations Österreich Pavillon Osaka Expo 2025
© Lignovations

Ein Abkommen mit Benefit

2024 feierten die EU und Japan fünf Jahre Wirtschaftspartnerschaft. Das JEFTA-Abkommen hat seine Erwartungen voll erfüllt. Trotz Covid-Pandemie konnte bis 2022 ein Wachstum des Warenverkehrs zwischen der EU und Japan von über 20 Prozent verzeichnet werden. „Österreichs Exporteure nutzen bei Direkt-Exporten nach Japan bereits zu 92 Prozent die Präferenzregeln und haben sich dadurch in diesen fünf Jahren ca. 50 Mio. Euro an Einfuhrzoll im Land der aufgehenden Sonne erspart. Dies ist ein eindeutiger Konkurrenzvorteil gegenüber Mitbewerbern aus Nicht-EU-Ländern am Zielmarkt Japan“, zieht Patrick Hartweg, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft in der Wirtschaftskammer NÖ, eine erfreuliche Bilanz.

Sektoren, die vom EU-Japan-Abkommen (JEFTA) besonders profitiert haben, sind Kupferwaren (+ 3.538 %), Messgeräte (+ 152 %), Tierfuttermittel (+ 123 %), Arzneiwaren für den Kleinverkauf (+ 50,7 %), Kunststoffwaren (+ 38 %) und die KFZ-(Zulieferer)-Industrie (+ 30 %). „Die Ausfuhren nach Japan sichern in Österreich ca. 16.000 Arbeitsplätze. Hauptausfuhrprodukt aus Niederösterreich nach Japan sind Holz und Holzwaren“, nennt Hartweg die Fakten. Gefolgt von Maschinen und mechanischen Geräten. An dritter Stelle liegen Kunststoffe und Kunststofferzeugnisse.

Spaß in bunten Verpackungen

Bereits seit einigen Jahren erfolgreich auf dem asiatischen Markt ist die Klosterquell Hofer GmbH aus Gutenberg mit ihrem „Twist and Drink“. „Wir stehen für Spiel, Spaß und Freude in der unverwechselbaren bunten Verpackung“, sagt Sales Director Jonas Smietana gut gelaunt und führt in den Produktionsbereich des NÖ Traditionsbetriebes. „Wir produzieren zu 100 Prozent in Österreich und haben nicht vor, unsere Heimat zu verlassen. Wir sind stolz darauf, hier 40 Menschen beschäftigen zu können und fertigen im Dreischicht-Betrieb von Montag bis Freitag.“

Klosterquell Hofer GmbH, Twist and Drink, Export Asien
© Florence Stoiber/Klosterquell Hofer GmbH

Seit 1973 entsteht hier, am Fuße des Schneebergs und mit dem Wasser aus den unternehmenseigenen Quellen, „Dreh und Trink“ – vegan, halal und frei von künstlichen Süßungsmitteln in der vom Gründer erfundenen, einzigartigen und zu 100 Prozent recyclingfähigen BPA-freien LDPE-Verpackung. Neben „Dreh und Trink“ für den DACH-Raum führt das Unternehmen noch zwei weitere Marken im Sortiment: „Twist and Drink“ als Haupt-Exportmarke und „squeezeit“ für den angloamerikanischen Raum.

„Twist and Drink“ als Belohnung

„Wir exportieren in 40 Länder. Zu unseren größten Absatzmärkten gehört neben Deutschland, England und Benelux auch Südkorea. Wir besuchen jährlich internationale Messen und können so jedes Mal zwei bis drei neue Länder für unseren Export gewinnen“, erzählt Smietana und führt weiter aus. „In Südkorea haben wir zuerst in den Kids-Cafés gestartet. Das ist ein Ladenkonzept, das es so nicht häufig bei uns in Österreich gibt. Hier gehen Eltern exzellenten Kaffee trinken, während Kinder ihre Hausaufgaben in einer kinderfreundlichen Umgebung machen können. Als Belohnung winkt dann ein ,Dreh und Trink‘.“ Vor dem Eintritt wurde der Markt genau analysiert. „Uns war von Anfang an klar, dass wir hier Aufbauarbeit leisten müssen und die Konkurrenz sehr hoch ist.“ Geduldig wurde kontinuierlich die Präsenz erweitert und nach rund zwei Jahren und ersten Erfolgen begann Klosterquell in lokales Online-Marketing zu investieren. Anderen Unternehmen rät Smietana, den „Hebel nicht zu unterschätzen, den Online-Sales in Südkorea hat“. Ein Drittel der Verkäufe in Südkorea läuft über Social Network Sales, der Markt zählt heute zu den fünf wichtigsten Märkten für den Betrieb.

„Wir wollen weiter wachsen“

Klosterquell setzt weiter auf Expansion. „Wir haben ambitionierte Wachstumspläne – nicht nur zu Hause, sondern weltweit.“ Als nächstes großes Ziel steht der Markteintritt in die USA auf der Agenda. Gleichzeitig wurde mit der frisch gelaunchten Produktlinie „Dreh und Trink CREATIONS“ ein spannendes neues Kapitel aufgeschlagen. „Wie sich dieser neue Weg entwickelt, wird die Zukunft zeigen.“
www.leyrer-graf.at
www.lignovations.com
www.drehundtrink.com