Eine Person tippt in einen Taschenrechner und macht sich Notizen. Sie sitzt auf einem Holztisch in einem Büro, neben ihr liegt ein Dokument mit einer Statistik, ein Tablet und ein Laptop.
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Finanzierungsumfrage 2025 von WKÖ und aws

Das sagen österreichische Betriebe zu Unternehmensfinanzierung und Förderungen

Lesedauer: 3 Minuten

24.04.2025

Bereits zum sechzehnten Mal wurden österreichische Betriebe zum Thema Unternehmensfinanzierung und Förderungen durch das Marktforschungsinstitut marketmind im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Austria Wirtschaftsservice (aws) befragt. Entsprechend der österreichischen Unternehmensstruktur wurde wie in den Vorjahren der Fokus auf KMUs gelegt – 2.291 Unternehmen nahmen in diesem Jahr an der Befragung teil. 

Die wesentlichen Ergebnisse der diesjährigen Befragung möchten wir Ihnen in Folge darlegen: 

Investitionstätigkeit 

Im vergangenen Jahr realisierte ein Drittel der befragten Unternehmen große oder mittlere Investitionsvorhaben (somit Investitionen, die zumindest in der Größenordnung der üblichen jährlichen AfA liegen). Dies stellt eine Zunahme im Vergleich zu 2023 dar, allerdings führten nur 7 % der Unternehmen größere Vorhaben durch (dieser Anteil liegt somit auf dem Tiefststand seit 2009).

Mittlere Investitionen – vor allem bei EPUs und Mikrounternehmen – nahmen hingegen zu. Hinsichtlich des konkreten Investitionsvolumens stiegen Investitionen zwischen € 10.001 bis € 100.000 stark an, während Investitionen zwischen € 100.001 bis € 1 Mio. zurück auf dem Niveau von 2022 sind. Für 2025 planen Unternehmen Investitionen in etwa in gleichem Ausmaß.  

Im Vergleich zu 2023 ist der (weitere) Investitionswunsch bei den Unternehmen erneut zurückgegangen und erreicht den Tiefststand seit 2013: nur 3 von 10 Unternehmen hätten gerne (weitere) Investitionen getätigt. Jeder zweite Betrieb hat 2024 hingegen nicht investiert und hatte auch keinen Investitionswunsch. Die mangelnde interne Finanzierungsmöglichkeit und der unsichere wirtschaftliche Ausblick sind nach wie vor die Hauptgründe für das Absehen von gewünschten Investitionen.

Konjunktur und aktuelle Wirtschaftslage

Ein Drittel der Unternehmen verzeichnete 2024 eine gesteigerte Nachfrage nach eigenen Produkten und Dienstleistungen. Der aktuelle Auftragsbestand wird insgesamt ähnlich wie im Vorjahr eingeschätzt, 40 % der Unternehmen bewerten diesen als (sehr) gut.

Einpersonenunternehmen und Mikrounternehmen bewerten ihn jedoch etwas negativer als größere Unternehmen. Auch für 2025 wird branchenübergreifend, insbesondere im Bauwesen und im Tourismusbereich eine gleichbleibende Nachfrage erwartet, jedes fünfte Unternehmen erwartet allerdings einen Nachfragerückgang.  

Hinsichtlich der Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftslage gibt knapp jedes vierte Unternehmen an, massive Auswirkungen zu spüren, dies bedeutet eine leichte Verschlechterung im Zeitvergleich (ein Fünftel im Jahr 2023). Am stärksten betroffen sind nach wie vor Unternehmen im Handel; auch bei Unternehmen der Sachgütererzeugung wurde ein Anstieg massiver Auswirkungen verzeichnet.

Die größten aktuellen Herausforderungen für Österreichs Unternehmen sind nach wie vor die höheren Energiekosten sowie die Kosten für Rohstoffe und Vorleistungen und der Nachfragerückgang. Als Reaktion auf die aktuelle wirtschaftliche Situation erhöhen die Unternehmen in erster Linie die Preise für ihre Kunden oder planen dies zu realisieren. Knapp ein Viertel der Unternehmen (ohne EPUs) gibt an, dass sie von der Problematik des Personalmangels stark betroffen sind, dies bedeutet eine Entspannung im Vergleich zu 2023. Unternehmen im Tourismusbereich und Bauwesen sind weiterhin am stärksten von einem akuten Personalmangel betroffen. 

Digitalisierung

Knapp 70 % der befragten Unternehmen setzen sich aktuell mit dem Thema Digitalisierung auseinander. Das Thema rückt im Vergleich zu den Jahren 2020–2022 wieder etwas in den Hintergrund, bleibt aber auf einem stabilen Niveau gegenüber dem Vorjahr. Der Finanzierungsbedarf für die 2025 vorgesehenen Digitalisierungsprojekte ist allerdings etwas gestiegen – insbesondere bei Einpersonenunternehmen.

Unternehmen sehen die besonderen Herausforderungen der Digitalisierung weiterhin vor allem im Zusammenhang mit Datenschutz und Cyber-Security. Daneben stellt die Implementierung und Integration von künstlicher Intelligenz bereits viele Unternehmen vor eine große Herausforderung.

Unternehmensfinanzierung und Kreditabdeckung

Die Übersicht über den Finanzierungsmix der durchgeführten Investitionen zeigt, dass diese im letzten Jahr viel stärker über eingebrachtes Eigenkapital finanziert wurden (21 % und somit auf dem Höchstwert seit 2015). Gleichzeitig erreicht die Finanzierung über Cash Flow den niedrigsten Wert seit 2015. Trotz Rückgang finanzierten Unternehmen mit größeren Investitionen auch 2024 vor allem über Cash Flow. Der Anteil der Finanzierung mittels Bankkredits ist im Vergleich zu 2023 leicht rückläufig.

Der Anteil der Unternehmen mit ausreichend gedecktem Kreditbedarf ist im Vorjahresvergleich gestiegen. Fehlende gebotene Sicherheiten wurden von mehr als der Hälfte der betroffenen Unternehmen (somit deutlich seltener als in den Vorjahren) als Hauptgrund für die Ablehnung oder Kürzung von Kreditanträgen genannt. Nach den erforderlichen Sicherheiten für einen Betriebsmittelkredit oder Investitionskredit befragt, nannten 3 von 4 betroffene Unternehmen die persönliche Haftung, gefolgt von einer grundbücherlichen Hypothek. 

Zuschussförderungen und geförderte Kredite

Knapp 17 % der Unternehmen, die im Jahr 2024 investiert haben oder investieren wollten, haben Zuschussförderungen in Anspruch genommen. Dies entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (liegt aber unter dem Niveau der „Corona-Jahre“ 2020–2022). Auch die Inanspruchnahme und Beantragung von geförderten Krediten ist mit 4 % (nach dem Tiefstwert von 2 % in 2023) wieder angestiegen.

Die aktuelle Nutzung von alternativen Finanzierungsformen ist mit 6 % weiterhin gering. Auch das Interesse an der künftigen Nutzung dieser Finanzierungsformen ist mit 12 % stabil auf sehr niedrigem Niveau. 

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