Eine Person steht vor einer großen Leinwand, auf der unterschiedliche Statistiken sind. Die Person deutet auf eine Zahl. Ihr gegenüber sitzen zwei Personen an einem Tisch, die zur Leinwand und zur Person blicken
© Andrey Popov | stock.adobe.com

Chart of the Week: USA waren 2024 Top-Investor in Österreich

Aktuelle Daten und Fakten visualisiert

Lesedauer: 5 Minuten

22.04.2025

22.4.2025: USA waren 2024 Top-Investor in Österreich

Trotz hartnäckiger Rezession legten die ausländischen Direktinvestitionen in Österreich 2024 weiter zu. Ausländische Investor:innen haben ihren Direktinvestitionsbestand in Österreich im vergangenen Jahr um 14,0 Mrd. Euro auf einen Rekordwert von 211,9 Mrd. Euro ausgeweitet, inflationsbereinigt war dies ein Zuwachs um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Direktinvestitionen schaffen die Grundlage für über 262.000 Arbeitsplätze in Österreich (Bezugsjahr 2022). Eine regionale Betrachtung zeigt, dass Österreich im Vorjahr besonders attraktiv für Investoren aus Nordamerika war. Denn für rund die Hälfte des Bestandszuwachses der 2024 in Österreich getätigten Auslandsdirektinvestitionen waren die USA (4,0 Mrd. Euro) und Kanada (3,7 Mrd. Euro) verantwortlich.

US-Direktinvestitionen in Österreich sind 2024 um 29 %(inflationsbereinigt) gestiegen

Direktinvestitionsbestände in Mrd. Euro (deflationiert, zu Preisen von 2024)

Eine Statistik zu den Investitionen der USA in Österreich von 2000 bis 2024, die seit 2022 ansteigen
© WKÖ Quelle: OeNB, Weltbank. Anmerkung: Direktinvestitionen sind grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen mit einem Anteil von mindestens 10 % am stimmberechtigten Kapital. Ab 10 % wird ein längerfristiges Engagement am Unternehmen unterstellt. Die Deflationierung erfolgt mit dem BIP-Deflator.

Fazit

Auslandsdirektinvestitionen sind ein Indikator für die Standortattraktivität eines Landes. Top-Investor in Österreich waren im Vorjahr die USA. Umgekehrt war auch die USA ein begehrtes Zielland für österreichische Investor:innen. Die weitere Entwicklung ist angesichts des handelspolitischen Kurses von Präsident Trump jedoch ungewiss. Für Österreich gilt es jedenfalls, attraktiv für Investitionen aus dem Ausland zu bleiben. Eine wettbewerbsfähige Arbeitskosten- und Energiepreisentwicklung sowie eine zukunftsweisende Infrastruktur, Innovations- und Handelspolitik sind dafür förderlich.

> zum Chart of the Week


15.4.2025: Protektionismus bedroht exportorientierte Industrie

Als kleine, offene Volkswirtschaft ist Österreich in besonderem Maße auf den Export angewiesen. Besonders für die Industrie sind störungsfreie Handelsverflechtungen von zentraler Bedeutung, da viele Unternehmen tief in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden sind.

So erwirtschaftet etwa die heimische Pharmaindustrie den Großteil ihrer Wertschöpfung durch den Export. Ihr Exportanteil am heimischen Produktionswert, die sogenannte heimische Exportquote, liegt bei rund 87 %. Besonders hoch ist dabei der Anteil der Ausfuhren in die USA, den mittlerweile zweitwichtigsten Exportmarkt Österreichs, den rund 23 % der Pharmaexporte aufnehmen.

Der zollpolitische Rundumschlag der US-Regierung am sogenannten "Liberation Day" am 2. April 2025 und den Tagen danach stellt eine historische Belastungsprobe für exportorientierte Unternehmen dar. Aktuell besonders im Fokus: internationale Pharmaunternehmen. Auf dem Spiel steht nicht nur der wichtige Zugang zum US-Absatzmarkt; es droht zudem eine Eskalation des Handelskonflikts – insbesondere zwischen den USA und China. 

Zollrisiko für die Pharmaindustrie: Fast ein Viertel der Exporte geht in die USA

Exportausrichtung verschiedener österreichischer Industriebereiche

Grafik: Exportausrichtung verschiedener österreichischer Industriebereiche - Werte für die USA
© WKÖ Quelle: Statistik Austria, Input-Output-Tabelle 2021, VGR, Außenhandel 2024, eigene Berechnungen und Darstellung. Anmerkung: Exporte und Wertschöpfung nach Abteilungen der CPA (Güteransatz). Die Größe der Punkte beschreibt den Anteil der Industriebereiche an der österreichischen Wertschöpfung.

Fazit

Österreich ist besonders von den aktuellen geoökonomischen Entwicklungen betroffen. Vor allem die bereits massiv unter Druck stehende Industrie sieht sich neben konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen nun mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert. Sollten die Exporte infolge der jüngsten zollpolitischen Maßnahmen noch weiter zurückgehen, würde dies das Wirtschaftswachstum zusätzlich bremsen.

Eine entschlossene Handelspolitik seitens der EU, die weiterhin auf Offenheit setzt, sich aber auch ihrer Defensivkapazitäten bewusst ist, ist das Gebot der Stunde. Darüber hinaus gilt es dringend, die bestehenden Binnenmarkthemmnisse abzubauen, um die wirtschaftliche Resilienz im näheren Umfeld langfristig zu sichern. Die WKÖ unterstützt österreichischen Unternehmen mit dem Serviceangebot Infopoint "US-Zölle".

> zum Chart of the Week


8.4.2025: Lohnquote auf Rekordniveau gestiegen – Herausforderung für Wettbewerbsfähigkeit und Investitionen

Österreichs Wirtschaft ist derzeit durch die paradoxe Situation gekennzeichnet, dass das BIP pro Kopf zwar sinkt, gleichzeitig aber die privaten Einkommen pro Kopf steigen. Diese Diskrepanz zwischen Wirtschaftskraft und verfügbaren Einkommen lässt sich vor allem auf zwei zentrale Faktoren zurückführen:

Zum einen hat die Regierung die real verfügbaren Einkommen stark durch Transfers und Subventionen gestützt. Zum anderen sind die Löhne durch die Orientierung an der hohen Teuerung deutlich gestiegen. In der Folge ist die Lohnquote 2025 auf einen historischen Höchststand von 69,7 % gestiegen. 

Lohnquote auf Rekordwert von fast 70 % gestiegen 

Lohnquote, bereinigt: Arbeitnehmerentgelte in Relation zum BIP zu Faktorkosten
bereinigt um den Anteil der unselbständig Beschäftigten an den Erwerbstätigen (Personen laut VGR)

Eine Statistik zur Entwicklung der Löhne vom Jahr 1995 bis 2025, die derzeit bei 69,7 % stehen
© WKÖ Quelle: WIFO, Prognose März 2025

Fazit

Das zunehmende Ungleichgewicht des Anteils an der Wertschöpfung, der bei Arbeitnehmer:innen bzw. Unternehmen verbleibt, stellt eine wachsende Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit dar.

Erforderlich ist daher eine ausgewogene und verantwortungsvolle Lohnpolitik, die sich stärker an der Entwicklung der Produktivität orientiert – so wie dies von den führenden Wirtschaftsforschern von WIFO und IHS empfohlen wird. Demnach solle die Anpassung von Löhnen (wie auch Pensionen und Sozialleistungen) nicht mit der Inflation oder sogar stärker steigen, wenn die reale Wirtschaftsleistung sinkt.

Ziel muss es sein, ein stabiles Gleichgewicht zwischen fairen Einkommen für Beschäftigte und tragfähigen Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen. Weitere Maßnahmen wie die Senkung von Lohnnebenkosten und mutige Strukturreformen könnten ebenso dazu beitragen, sowohl Beschäftigung als auch Investitionen nachhaltig zu sichern. 

> zum Chart of the Week


1.4.2025: Welthandel unter Unsicherheit

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident im Januar 2025, hat die Unsicherheit auf den internationalen Märkten erheblich zugenommen. Dies lässt sich unter anderem am sogenannten „Trade Policy Uncertainty Index“ (TPU) von Caldara et al. (2019) ablesen: Seit Trumps Rückkehr ins Amt sind die Werte des Index zur handelspolitischen Unsicherheit stark angestiegen und erreichten im Februar 2025 mit rund 630 Punkten nahezu das Doppelte des bisherigen Höchststands aus dem Jahr 2019, der während seiner ersten Amtszeit verzeichnet wurde.

MAGAnomics lassen handelspolitische Unsicherheit auf Rekordniveau steigen

Trade Policy Uncertainty Index (TPU), Index: Jän. 1960=100, Gleitender 12-Monats-Durchschnitt

Eine Statistik mit Werten zur handelspolitischen Unsicherheit vom Jahr 2015 bis 2025, die seit Jahresbeginn diesen Jahres stark ansteigt
© WKÖ Quelle: Caldara et al. (2019).

Fazit

Die zollpolitischen Rundumschläge der US-Regierung verunsichern Handelspartner:innen und Investoren:innen weltweit. Für die handelsoffenen Volkswirtschaften Europas gilt es nun, eine gemeinsame Antwort auf die umfassenden Zollandrohungen zu finden. Vorrang sollte dabei haben, potenzielle Störungen der transatlantischen Handelsbeziehungen frühzeitig auf dem Verhandlungsweg auszuräumen. Zugleich sollte die EU-Kommission ein klares Signal nach außen senden, dass die EU auch künftig eine verlässliche Partnerin für freien Handel bleibt.

Dabei steht den Europäer:innen mit dem Binnenmarkt ein wirkmächtiges Instrument zur Verfügung: Er bietet den Mitgliedstaaten einen stabilen Rahmen für Freihandel und wirkt dadurch als geoökonomischer Puffer gegenüber globalen Handelsverwerfungen. Gleichzeitig lässt sich sein Zugang an Bedingungen knüpfen – seine Attraktivität als größter gemeinsamer Markt der Welt macht ihn damit auch zum geostrategischen Hebel. Seine Vertiefung und Vervollständigung sollte daher höchste politische Priorität genießen. 

> zum Chart of the Week