
Scheinwerfer auf den Filmemacher
Seit 70 Jahren ist EPO Film fixer Bestandteil der Branche. Zum Jubiläum lässt der langjährige Chef Dieter Pochlatko die Firmengeschichte Revue passieren.
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Superlative werden gern inflationär bedient. Anders bei der Familie Pochlatko: Hier ist es nicht vermessen, von einer veritablen „Film-Dynastie“ zu sprechen. Mit der EPO Film wurde ein Familienbetrieb auf die Beine gestellt, der 1955 von Erich Pochlatko gegründet wurde und damit seit exakt 70 Jahren fixer Bestandteil der Branche ist. Sogar die Urenkerl sind mittlerweile in der Branche tätig – als Oberbeleuchter und Kameramann sowie als Spezialistin für visuelle Animationen. Beim Empfang der Filmwirtschaft der WKO anlässlich der Diagonale (siehe Beitrag rechts) wurde der langjährige Firmenchef Dieter Pochlatko mit einer Ehrenurkunde vor den Vorhang geholt.
Doch alles der Reihe nach: Eigentlich wollte Pochlatko ja Lehrer werden. Der frühe Tod seines Vaters durchkreuzte aber seine Pläne: Kurzfristig gab er sein Studium auf und übernahm 1966 als 23-Jähriger die Geschicke des Unternehmens. Über die Jahre gelang es ihm, die EPO Film zu einem wichtigen Akteur in der internationalen Spielfilmwelt zu machen und Koproduktionen mit Deutschland, Frankreich, Italien, England und den USA zu akquirieren. „Das internationale Netzwerk hat das Unternehmen weniger verwundbar bei Krisen gemacht“, sagt Pochlatko.
Film-Business von der Pieke auf gelernt
Als Co-Geschäftsführer zieht seit einigen Jahren auch sein Sohn Jakob die Fäden im Betrieb. Sein Einstieg in die Branche überraschte selbst die eigene Familie. So tauschte der studierte Jurist Gesetzesbücher gegen die Filmklappe und Kamera – und lernte das Geschäft an der Seite seines Vaters von der Pieke auf. Auch die Brüder Stefan und Florian sind – wie könnte es anders sein – im Filmbusiness gelandet. So führte Florian etwa Regie beim diesjährigen Diagonale-Eröffnungsfilm „How to be normal and the oddness in the other world“.
Zu einem Meilenstein des Unternehmens, blickt Pochlatko zurück, zähle mit „Coconuts“ der erste EPO-Kinofilm, der über die Leinwände flimmerte. Später füllte dann das Drama „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus“ die Kinosäle. Auch beim TV-Serienboom in den 1980er-Jahren übernahm die EPO Film eine Vorreiterrolle. So erreichte die Komödie „I Love Vienna“ über 40 Millionen Zuschauer. Ob Kino-Produktion, TV-Spielfilme, Dokumentation oder Naturfilme: Das Portfolio der EPO Film ist über die Jahrzehnte enorm gewachsen, die Früchte der Arbeit können sich mehr als sehen lassen: Zehn Romys, der Deutsche Fernsehpreis, dazu Preise wie „Bambi“ und „Lola“ zeugen vom erfolgreichen Schaffen.
Die größte Umwälzung in all den Jahren, sagt Pochlatko, sei durch die Streaming-Dienste erfolgt. Und jetzt krempeln die KI und virtuelle Sets die Filmwelt um. „Die Technik kommt und geht, doch es sind die Menschen mit ihren Ideen und ihrer Leidenschaft, die der EPO Film ihre Seele verliehen haben“, streut er seinem Team Rosen. Im Jubiläumsjahr veranstaltet Pochlatko übrigens eine eigene Filmreihe, zu der er regelmäßig Regisseure, Kameraleute und Cutter einlädt. Wer nicht fehlen darf: Seine Frau Brigitte, die sich seit Jahren um die Lohnverrechnung im Betrieb kümmert. „Bei 20 fixen und 500 freien Mitarbeitern ist immer etwas zu tun“, sagt der 81-Jährige sichtlich stolz.
