
Steirische Ansätze für eine neue Arbeitswelt
Ein Handwerksbetrieb, der auf „New Work“ setzt, eine Akademie fürs Wohlfühlen im Job, neue Software-Lösungen – alles aus der Steiermark.
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„Wir müssen unsere Haltung zum Thema ‚Arbeit‘ verändern“, betont Klaus Purkarthofer. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, steigender Arbeitslosigkeit, des demografischen Wandels und von Schlagworten wie Digitalisierung oder KI hat sich der Unternehmer vor einigen Jahren daran gemacht, seine Eis-Manufaktur in Fernitz-Mellach organisatorisch neu aufzustellen. Stichwort: New Work. „Es geht darum, Mitarbeiter zu stärken und ihnen ein persönliches Wachstum zu ermöglichen – davon profitiert auch das Unternehmen.“
Wenn Mitarbeiter mit Begeisterung dabei sind, arbeiten sie auch effizienter und produktiver!

Klaus Purkarthofer
Eis Purkarthofer
Der Auslöser? 2019 schloss Purkarthofer die zugehörige Konditorei und begab sich auf die Suche nach einer familienfreundlicheren Struktur. „Damals lief alles bei mir zusammen – heute geht es darum, die Mitarbeiter in eine Selbstorganisation zu bringen. So muss ich weniger ‚im‘ und kann mehr ‚am‘ Unternehmen arbeiten“, erklärt er.
Für ein klassisches Handwerksunternehmen ein unüblicher Weg – gerade, weil die Eis-Produktion ein saisonales Geschäft ist. Purkarthofer: „Es gibt eigentlich nur acht Monate, in denen wir damit wirklich Umsatz generieren.“ Dennoch biete er nun ganzjährige Anstellungen: „Wir wollen finanzielle und soziale Sicherheit bieten.“
Die übrige Zeit nutze man für die Organisationsentwicklung. „Wir arbeiten großteils in selbstorganisierten Teams“, so Purkarthofer. Etwa zu Bereichen wie nachhaltiger Produktentwicklung – so ist die neue Eislinie ‚Gelato for Future‘ entstanden, bei der schon in der Wertschöpfungskette auf ein regeneratives Prinzip geachtet wird – oder auch der Nutzung von KI. „Viele Menschen fühlen sich im Job nicht mehr erfüllt. Wir wollen Arbeit produktiv gestalten und es den Mitarbeitern gleichzeitig ermöglichen, ihre Fähigkeiten vielfältig einzubringen.“

Entsprechend habe man auch einen Prozess gestartet, um Löhne fair und transparent zu gestalten. Heißt: Mitarbeiter bekommen vollen Einblick in die Unternehmenszahlen – was wird erwirtschaftet, was kosten sie selbst, was tragen sie bei – und auf dieser Basis werden die Löhne gemeinsam festgelegt. „Dadurch sind neue Impulse entstanden. Die Mitarbeiter haben selbst begonnen, Formate zu erarbeiten, um im Winter Umsatz zu generieren.“ Gemeinsam mit Experten arbeite man jetzt an einer Weiterentwicklung des Lohn-Modells, das laut Purkarthofer auch von anderen Betrieben übernommen werden könne. Sein Fazit: „Wir sind heute effizienter, produktiver, glaubwürdiger – und es gibt weniger Kündigungen, allein das spart schon viel Geld.“ Der Mitarbeiterstamm wurde sogar auf zehn Personen ausgebaut.
Für einen Wandel brauche es aber eine Kulturveränderung – und genau damit beschäftigt sich Doris Steinscherer in ihrer „New Work & Feelgood Management Akademie“. Auf dem Weg zu einer menschenorientierten Unternehmenskultur hat man 22 Kulturen identifiziert – vom Onboarding-Prozess bis hin zur in Betrieben zugelassenen ‚Spaßkultur‘. Gleichzeitig gehe es darum, oft vorhandene Leitbilder mit Leben zu füllen. Dafür bildet Steinscherer online „Feelgood-Manager“ aus, die in ihrem Betrieb laufend an dieser Kultur arbeiten können – und gleichzeitig auch zertifizierte Trainer. Der Vorteil solcher Maßnahmen: „Die Fluktuation sinkt, die Krankenstandszahlen gehen zurück – es rechnet sich, man braucht nur etwas Geduld“, so die Expertin.

Wenn es um das ideale Betriebsklima geht, hat sich das Grazer Unternehmen „teamazing“ über die Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Man bietet Team-Erlebnisse, Workshops und detaillierte Analysen – zu Kunden zählen globale Player wie Amazon. Laut Geschäftsführer Paul Stanzenberger hat man nun aber „einen Game-Changer für das Personalwesen“ entwickelt: eine KI als Frühwarnsystem für HR-Abteilungen. „Mitarbeiter können täglich Feedback geben – und Führungskräfte bekommen laufend Inputs und bei Problemen konkrete Lösungsvorschläge.“ Alles anonymisiert und DSGVO-konform, die KI kann mit internen Guidelines zusätzlich trainiert werden. Schon jetzt sei man in Pilotprojekten, weitere Partner werden gesucht.

Auch ein weiteres steirisches Unternehmen bietet eine innovative Lösung für ein besseres Arbeitsklima: „Antless“ erhöht mit wissenschaftlich kuratierten Sounds gezielt Kreativität, Motivation und Co. Wie genau das funktioniert, erzählt Mitgründerin Kathrin Schwarzl im neuen Podcast „Geniestreich“.
