Eine medizinisch gekleidete Person hält in einem in digitalem-blau gehaltenem Bild beide Hände vor sich, dazwischen schwebt ein Kruez, es sieht alles nach Digitalisierung, KI und so weiter aus.
© stock.adobe.com/ipopba

Wie Steirer Gesundheit mit KI prognostizierbar machen

Die Predicting Health GmbH hilft Krankenhäusern durch KI-unterstützte Risikoprognosen, Komplikationen zu verhindern und so das Gesundheitssystem zu entlasten.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 31.03.2025

Überlastete Mitarbeiter, Patienten, die teils monatelang auf wichtige Untersuchungen warten müssen – die Herausforderungen im österreichischen Gesundheits- und Pflegesystem sind evident. 2019 zeigte eine Studie im Auftrag des Sozialministeriums, dass allein im Pflegebereich bis 2050 jährlich durchschnittlich 7.000 Pflegepersonen mehr benötigt werden. Die steirische „Predicting Health GmbH“ will einen Lösungsbaustein beisteuern. „Zehn Prozent der Patienten in Spitälern erleiden Komplikationen wie Delir – das ist ein akuter Verwirrtheitszustand –, Stürze, eine Schluckstörung oder Mangelernährung. Bis zu 40 Prozent davon wären vermeidbar“, erklärt CEO Diether Kramer. Genau das wird durch die Software der Steirer möglich – dank Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen.

Es begann unter dem Dach der KAGes, wo Kramer ab 2016 einen Bereich für „innovative Datennutzung“ aufbaute. „Eines Tages berichtete mir ein Gerontopsychiater, dass bis zu 20 Prozent seiner Patienten ein Delir erleben würden. Eine gravierende Komplikation, die aber oft vermeidbar wäre – nur das Risiko wird zu spät erkannt.“ Also entwarf man Modelle, die auf Basis vorhandener Daten Risiken für die oben genannten Komplikationen wie etwa Stürze prognostizieren können. Kramer: „Wir waren durch unsere Verortung in der KAGes wohl weltweit die Ersten, die das in den klinischen Alltag bringen konnten.“ 

 Unser System, um das Risiko von Komplikationen automatisiert vorherzusagen, kann das Gesundheits- und Pflegepersonal massiv entlasten. 


Dabei lerne das Modell laufend hinzu. „Das Personal bekommt automatisiert im Krankenhausinformationssystem einen Hinweis, wenn ein entsprechendes Risiko vorliegt – und kann reagieren“, so Kramer. Ärzte oder Pflegepersonal können auch genauere Informationen abrufen – und auf dieser Basis selbst Entscheidungen treffen. „Eine enorme Erleichterung für das Personal – es gibt weniger Dokumentationsaufwand, auch die Patienten verbringen deutlich weniger Zeit im Krankenhaus.“

Nachdem auch andere Einrichtungen Interesse anmeldeten, wurde 2019 ein eigenständiges Unternehmen gegründet. Richtig durchgestartet sei man aber erst 2023, nicht zuletzt aufgrund des KI-Booms. Entsprechend sei man in Gesprächen mit einigen anderen Kunden – Interesse gebe es aus Deutschland, Portugal und Co. –, auch in Krankenhausinformationssystemen könnte die Software künftig automatisch enthalten sein. In Oberösterreich ist das System schon bei der Vinzenz-Gruppe im Einsatz – mit großem Erfolg. „Gab es im ersten Quartal  2023 auf der Traumatologie noch 70 delirante Patienten, waren es mit unserem Tool und den gesetzten Begleitmaßnahmen 2024 nur noch zehn. Auch wenn man eine Schwankungsbreite einrechnet, ist das eine massive Entwicklung“, so Kramer. Und eine enorme Entlastung für das Personal und das gesamte System. 

Quergefragt

Was ist Ihre Vision?

Kramer: Ein vollautomatisiertes System zur Risikoabschätzung wird irgendwann verpflichtend sein. Wir wollen die Marktführerschaft – und wir werden das schaffen. 

Was sind die größten Herausforderungen?

Die oftmals langen Prozesse in Krankenhäusern.

Schweben Ihnen weitere Entwicklungen vor?

Ja. Aktuell decken wir vier konkrete Risiken ab, aber es gibt ja noch mehr. Wir sind beispielsweise in Forschungsprojekten zur Demenz- oder Herzinfarktprognose.