Tyrler-Geschäftsführer Karl Gostner (li.) und sein Partner und Mitinhaber Stefan Grabher sind Gipfelstürmer in Sachen Nachhaltigkeit und Fairness.
© Tyrler/ Karl Gostner

200 Jahre Tyrler: Gutes Feedback, gutes Karma!

Es sind ganz besondere und ganz besonders persönliche Wohlfühl-Fragen, die bei Tyrler in Innsbruck beantwortet werden – immer wieder neu und doch auf Basis eines so uralten wie ewig gültigen Qualitätsversprechens. Vor 200 Jahren wurde das Fachgeschäft für Bettwäsche und Heimtextilien gegründet und der Geist der Namensgeberin Notburga Tyrler ist noch immer spürbar. „Ein guter Geist“, betont Geschäftsführer Karl Gostner.

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Aktualisiert am 25.03.2025

Es steckt recht viel Sinnliches in diesem Gemäuer. Die Augen wollen sich nicht sattsehen an den Farben der verschiedenen Textilien. Die feine Ordnung der bunten Nuancen hat – warum auch immer – sogar eine beruhigende Wirkung. Hier und dort vernehmen die Ohren mal angeregte, mal leisere Gespräche – ab und zu unterbrochen von den urbanen Geräuschen am Innsbrucker Marktgraben oder dem leicht bizarr wirkenden Gemurmel einer Touristen-Gruppe, die gerade in die Sailergasse eingebogen und am Schaufenster des Geschäftes hängen geblieben ist. Drinnen bekommen die Hände plötzlich ein Eigenleben. Sie wollen fühlen und tasten und drücken und greifen. Haptische Reize. Überall. „Ja, bei uns kann man alles angreifen. Es gibt keinen Ladenbudel und dahinter das Regal“, sagt Karl Gostner und befeuert ebendiesen Reiz, indem er ein Kissen aus dessen Präsentationsecke holt und zum Tasten einlädt.

„Die Kissen werden – wie die Bettdecken – auch auf Wunsch angefertigt und gefüllt“, erklärt er. Ein aktueller Auftrag für eine Bettdecke in den Maßen 2,70 x 3 Meter lässt auch ihn staunen und wegen der Dimensionen schmunzeln. Karl Gostner führt seit 1980 die Geschäfte dieses gar nicht so kleinen, aber feinen Tiroler Heimtextilien-Olymps und das Kissen, das er zeigt, fühlt sich so leicht wie bauschig an. Der recht rasch aufgeflammte Wunsch, den Kopf darauf zu betten und Probe zu träumen, muss jedoch verdrängt werden – mit aller Vehemenz – gilt es doch eine Geschichte zu erfahren und zu erzählen. An der Ecke des Daunenkissens verrät das Etikett in wunderbar altertümlicher Typografie: TYRLER seit 1825. Ja, darum geht’s.

Zeitreise zurück zu den Anfängen: Vor dem Geschäft Nothburga Tyrler dokumentiert dieses historische Foto die Wurzeln des Tiroler Traditionsbetriebs.
© Tyrler/ Karl Gostner Zeitreise zurück zu den Anfängen: Vor dem Geschäft Nothburga Tyrler dokumentiert dieses historische Foto die Wurzeln des Tiroler Traditionsbetriebs.


Krisensicherer Kern

Heuer feiert Tyrler, das Fachgeschäft für Bettwaren, Heimtextilien und auch Wohnaccessoires am Marktgraben 1, eine der prominentesten Adressen an dieser Ecke der Tiroler Landeshauptstadt, sein 200-jähriges Bestehen. Ein recht stolzes Alter für ein Handelsunternehmen, ein fast schon erstaunliches, werden die Turbulenzen und Entwicklungen betrachtet, denen es in zwei Jahrhunderten trotzen musste. Es gibt ein Erfolgsgeheimnis, mit dem das Haus all die Krisen, Wirren und Kriege zwischen tiefster Monarchie und erst wackeligen sich dann aber festigenden republikanischen Staatsrahmen, nicht nur überlebte, sondern immer wieder florierte. „Unsere Stärke ist, dass wir unseren Namen haben auf der Basis der Bettwäsche, Bettwaren, Heimtextilien – da kann man rundherum arbeiten, aber 70 bis 80 % drehen sich um diesen Kern“, sagt Karl Gostner und er ergänzt mit Blick auf die über Jahrhunderte bewiesene Resilienz: „Unser großer Vorteil ist, dass Bettwäsche oder Heimtextilien auch in Krisen bestehen. Ich habe schon mehrere Krisen mitgemacht in den fast schon 45 Jahren Geschäftstätigkeit und wir haben immer gemerkt, dass die Leute auch in Krisen darauf Wert legen, dass es daheim fein ist.“  

Selbstverständlich lassen Karl Gostner und sein nicht minder findiger Vorarlberger Mitinhaber, Stefan Grabher, immer wieder neue und stets nachhaltige Pflanzen aus und rund um das Kerngeschäft sprießen. In puncto Nachhaltigkeit und Fairness kann Tyrler auf eine lange Geschichte und eine lange Liste mit Auszeichnungen verweisen. Gut möglich scheint aber, dass das immer junge Wohlfühl-Bedürfnis, von dem der Geschäftsführer spricht, gerade in Krisenzeiten erstarkt und die Menschen direkt zum Tyrler führt, wo die stolze Geschichte nachvollzogen werden kann, wenn der Blick von all dem textilen oder sonstigen Angebot in die Höhe gerichtet wird. „Oben haben wir versucht, die Geschichte ein bissl darzustellen“, erklärt Gos-tner. Zahlreiche Fotos mit Erklärungen führen die Besucher durch die Jahrhunderte. Ein wunderbar in Sepia gehauchtes Bild ist besonders reizend. Eine Gruppe fescher Menschen ist da vor dem Geschäft namens Nothburga Tyrler aufgereiht, wo es den Schildern gemäß Rosshaar, Bettfedern und Flaumen gibt. Im Fenster steht eine schöne Gans und neben dem Fenster eine entschlossen wirkende Frau in einer Art Superheldinnen-Pose – mit den Fäusten an den Hüften. Keiner weiß, wann dieses Bild aufgenommen wurde, und niemand kann bestätigen, dass es sich bei der Superheldin um Nothburga Tyrler handelt. Davon auszugehen, macht aber Spaß und fix ist schließlich, dass der stolze Schriftzug jener ist, der heute noch die hier gefertigten Kissen oder Decken ziert.

Karl Gostner erzählt: „Notburga Tyrler war die Tochter des Firmengründers, nach der das Ganze benannt wurde. Das Tyrler Burgele war viele Jahre – bis ins 20. Jahrhundert hinein – ein Begriff. Sie hat das Geschäft verkauft, dann wechselte es zwei oder drei mal die Besitzer.“ Von Notburga Tyrler – mal wird sie mit, mal ohne stummen H geschrieben – weiß er, dass sie nach dem Verkauf des Geschäftes in den Ruhestand ging und nach ihrem Tod ihr gesamtes restliches Vermögen dem Innsbrucker Sozialfonds vermachte. „Ein guter Geist“, weiß Gostner. Stimmt.

Textiles im Blut

„Mein Urgroßonkel hat das Geschäft um 1880 gekauft.“ Damit begann die Tyrler-Geschichte der Familie Gostner, die in zwei Familien-Linien textile Spuren in Innsbruck hinterlassen hat. Die eine Familie führte „den Hepperger“, ein großes Stoffgeschäft in der Museumsstraße. Die andere, die des Urgroßonkels, führte den Tyrler. 1970 hat der letzte Nachfolger dieser Linie das Geschäft verkauft. „Und wir haben es übernommen“, sagt Karl Gostner, „seit 1980 führe ich es.“
Gut möglich, dass das Textile bereits in seinen Genen nachweisbar ist. In seinem Blut steckt es jedenfalls, hat Karl Gostner doch in den vergangenen 45 Jahren viele Weichen gestellt, den guten Geist des Tyrler Burgele am Leben erhalten, ihn mit eigenen Werten aufgeladen und er sagt: „Ich bin total zufrieden mit dem Weg, den wir gegangen sind. Wir bekommen gutes Feedback und gutes Feedback macht gutes Karma.“

Gutes Karma kann nicht erzwungen werden. Gutes Karma macht nur, was echt ist, ehrlich und authentisch. Wie etwa die Nachhaltigkeitsstrategie des Tyrler, die dort früher als anderswo implementiert wurde, was dem Haus auf vielen Ebenen einen Vorsprung beschert. Ob es nun das umfassende Reparaturservice oder die Daunenreinigung betrifft, die es beispielsweise ermöglichen, sich ein Leben lang von der Lieblingsdecke wärmen zu lassen. Ob es die Fair Wear-Mitgliedschaft betrifft, mit der sichergestellt wird, dass nur Textilien verkauft werden, die unter fairen Bedingungen – für die Menschen und die Umwelt – hergestellt wurden. Ob es die strenge Kontrolle der Lieferanten betrifft und die Vermeidung von Plastikverpackungen. Oder ob es die Eigenmarke Mary Rose betrifft, deren Produkte sogar den Nachhaltigkeitsgipfel erklimmen, sind doch viele von ihnen „cradle to cradle“ (C2C) zertifiziert, was bedeutet, dass das gesamte Frottee-Angebot und ein Teil der Bettwäsche vegan sind und biologisch abbaubar.

„Stefan, mein auch diesbezüglich sehr einfallsreicher, engagierter und genialer Mitinhaber und Partner, hat das in Zusammenarbeit mit der Mikrobiologie an der Universität Innsbruck überprüfen lassen“, erzählt Karl Gostner. Dafür wurden die Textilien eingegraben. Mit welchem Ergebnis? „Der schnellste Vorgang unter Laborbedingungen war 35 Tage. Das ist schnell. Wir sind ursprünglich von 100 Tagen ausgegangen“, so Gostner. Das heißt, dass die Mary Rose-C2C-Textilien innerhalb von 35 Tagen rückstandslos kompostierbar sind und zu Nährstoffen transformieren. Besser geht’s nicht. Nachhaltiger auch nicht.

Man merkt es schon, die Dynamik, die im Tyrler steckt, ehrt seine Namensgeberin so anhaltend wie konsequent. Das darf gefeiert werden und das wird auch gefeiert. Der Umbau im Haus, das zwischen Sailergasse und Marktgraben auch als Passage genutzt wird, startet gerade und Karl Gostner verrät: „Über den Sommer und im Herbst werden wir immer wieder kleine Events organisieren und im Herbst möchten wir schon ein großes Fest zu den 200 Jahren machen.“ Und der Geist der Notburga Tyrler feiert mit. So viel steht fest.

Weitere Infos unter: www.tyrler.com