Michael Kirchmair, Obmann der Tiroler Bäder, Melanie Raab, Fachgruppengschäftsführerin Gesundheitsberufe und Ulrich Mayerhofer, Obmann-Stv. der Tiroler Bäder (v.l.).
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Tirols Bäder weiterhin am Limit

Die Berufsgruppe der Tiroler Bäder in der Wirtschaftskammer Tirol fordert eine klare Strategie bei der Bäderförderung des Landes. Denn die bereitgestellten Mittel reichen nicht aus, um den tatsächlichen Bedarf zu decken. Gleichzeitig ziehen die Badbetreiber eine gemischte Bilanz über die Wintersaison 2024/25. Großteils wetterbedingt stagnierende Besucherzahlen treffen auf steigende Kosten. Mit dem Obmannwechsel von Ulrich Mayerhofer zu Michael Kirchmair steht nun auch ein Generationswechsel in der Berufsgruppe an.

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Aktualisiert am 25.04.2025

Die aktuelle Mitgliederbefragung der Berufsgruppe der Tiroler Bäder in der Wirtschaftskammer Tirol zeichnet ein vielschichtiges Bild: Das anhaltend schöne Wetter im Winter 2024/25 führte in vielen Bädern zu einem leichten Rückgang bei den Eintritten oder zu Stagnation. Positiv sticht die Entwicklung der Bäder der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) hervor, die rund 20 % mehr Eintritte verzeichneten. Grund für die Steigerung war vor allem die Schließung des Hallenbades Axams. „Die Schönwetterperiode hat die Nachfrage in Tirols Bädern natürlich beeinflusst. Insgesamt sind wir mit der vergangenen Wintersaison aber zufrieden“, informiert Ulrich Mayerhofer, scheidender Obmann der WK-Berufsgruppe Tiroler Bäder.

In seinem Rückblick verweist Mayerhofer auf zwei prägende Themen seiner Amtszeit: „Die Corona-Pandemie war zweifellos die schwierigste Phase.“ Die Berufsgruppe habe damals alles darangesetzt, die Betriebe durch die Krise zu begleiten.„Wir haben rasch reagiert und etwa Vorlagen und Aufkleber für Abstandshinweise sowie Hygiene-Regeln bereitgestellt. Auch Info-Materialien für die Badegäste wurden erarbeitet“, erzählt Mayerhofer.Ebenso wichtig sei die Beratung zur Kurzarbeit und bei Förderanträgen gewesen: „Das war für viele Betriebe eine echte Stütze in dieser fordernden Zeit“, so Mayerhofer.

Ein weiteres zentrales Anliegen war die Bäderförderung. „Nach der Pandemie und während der Energiekrise wurde noch deutlicher, dass viele Gemeinden die Finanzierung ihrer Bäder nicht mehr stemmen können. Wir haben daher Gespräche mit dem Land Tirol aufgenommen und ein inhaltlich fundiertes Förderkonzept gemeinsam mit einem externen Berater entwickelt. Dieses 3-Säulen-Modell wurde vom Land nun weitgehend übernommen – leider wurde der Fördertopf allerdings nur halb so groß wie ursprünglich vorgeschlagen“, so Ulrich Mayerhofer.

Mayerhofer betont auch die laufende inhaltliche Arbeit der Berufsgruppe:„Wir haben mehrere Mitgliederumfragen initiiert, auf deren Basis Maßnahmen abgeleitet wurden. Zudem wurden die Betriebe kontinuierlich fachlich beraten – etwa im Rahmen von Gesetzesnovellen oder Stellungnahmen. Insgesamt blicke ich auf eine intensive, aber erfolgreiche Zeit als Obmann zurück.“

Wichtig für Tirols Tourismus

Eine weitere Erkenntnis der internen Mitgliederumfrageist, dass die Bedeutung der Tiroler Badeeinrichtungen für den Tourismus enorm groß ist. Aktuell stehen im Land 23 Hallenbäder inkl. Thermen, 60 Freibäder und 69 Badeseen zur Verfügung. In Orten wie Mayrhofen oder St. Anton am Arlberg liegt der Anteil der touristischen Gäste in den Bädern bei weit über 50 % (im Jahresmittel). „Unsere Bäder sind ein unverzichtbarer Bestandteil der touristischen Infrastruktur“, betont Michael Kirchmair, Geschäftsführer des Telfer Bades und designierter Obmann der Berufsgruppe der Tiroler Bäder.„Urlaubsgäste schätzen Regionen mit attraktiven öffentlichen Bädern und gepflegten Seenlandschaften. Unsere heimischen Bäder sind mehr als reine Freizeiteinrichtungen, sie tragen zur Gesundheit, Lebensqualität und wirtschaftlichen Stabilität der Region bei“, so Kirchmair.

Bäderförderung braucht Nachschärfung

Das Land Tirol stellt bis 2030 insgesamt 75 Mio. Euro für die Bäderförderung bereit – 50 Mio. für Neubauten und Sanierungen, 25 Mio. für laufende Betriebszuschüsse. Laut Wirtschaftskammer Tirol wird diese Summe nicht ausreichen, um den tatsächlichen Bedarf zu decken.Deshalb steht die Berufsgruppe aktuell in engem Austausch mit LH-Stv. Philip Wohlgemuth. „Die Gemeinden kämpfen mit knappen Budgets und die Badbetreiber mit steigenden Betriebs- und Personalkosten. Gleichzeitig sollen die Eintrittspreise leistbar bleiben. Das ist ein toxischer Mix. Wir brauchen deutlich mehr Unterstützung des Landes und der Tourismusverbände“, erklärt Michael Kirchmair.

Strategie mit dem Land Tirol in Arbeit

Die Erhöhung der Förderquote von 45 auf 55 % war ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Topf wurde nicht vergrößert.„Wenn das Geld aufgebraucht ist, bleiben Projekte auf der Strecke“, warnt Kirchmair.Nach Schätzungen der Interessensvertretung reicht der Fördertopf nicht bis 2030. Deshalb erarbeitet die Berufsgruppe aktuell gemeinsam mit dem Land Tirol eine nachhaltige Strategie, basierend auf den Ergebnissen der Bäderstudie 2024.„Wir brauchen eine faire und transparente Verteilung der Fördermittel. Die Zusammenarbeit mit dem Land Tirol ist konstruktiv, deshalb sehen wir optimistisch in die Zukunft“, informiert Kirchmair.

Bäderstudie zeigt Unterversorgung

Die 2024 präsentierte Bäderstudie des Landes Tirol bestätigt den Handlungsbedarf: In den Regionen Wörgl/Kufstein, Imst/Landeck sowie im Großraum Innsbruck bestehe laut Studie eine klare Unterversorgung mit Hallenbädern. Für Axams ist bereits ein neues Regionalbad in Planung. Weitere Standorte müssten laut Kirchmair dringend folgen:„Wir brauchen gemeindeübergreifend finanzierte Regionalbäder mit nachhaltigem Betriebskonzept. Alles andere ist Flickwerk.“ Laut der vorliegenden Bäderstudie verzeichnen folgende Bäder die höchsten Frequenzen von September bis Mai (Daten stammen aus drei unterschiedlichen Jahren): Hallenbad Olympisches Dorf (157.285 Eintritte), Telfer Bad (125.244 Eintritte), Hallenbad Höttinger Au (117.517 Eintritte) und das Dolomitenbad Lienz (111.612 Eintritte).

„Schwimmen lernen“ mit Startschwierigkeiten

Die Schwimminitiative „Jedes Kind soll schwimmen lernen“ wird von den Tiroler Badbetreibern grundsätzlich positiv bewertet. Sie fördert Schwimmkurse für Schulen und Kindergärten und ist vielerorts bereits ausgebucht. Das unterstreicht die hohe Nachfrage nach Schwimmunterricht.

Trotzdem sorgte die Umsetzung anfangs für Verwirrung. Eltern und Badbetreiber fühlten sich unzureichend informiert.„Viele Eltern waren überrascht, dass sie doch einen Selbstbehalt zahlen müssen“, informiert Michael Kirchmair.

Die Förderung durch das Land Tirol deckt zwar die Kursleitung (maximal 10 Einheiten) sowie die An- und Rückfahrt zum Bad ab, nicht aber den gesamten Kursbeitrag. „Das muss künftig klarer kommuniziert werden“, fordert Kirchmair und ergänzt: „Wenn wir wirklich möchten, dass jedes Kind schwimmen lernt, dann sollten die Fördermöglichkeiten ausgebaut und die Familien stärker entlasten werden.“

Zuversicht für den Sommer – und ein Generationswechsel

Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen blicken dieTiroler Bäder optimistisch in die bevorstehende Sommersaison 2025. Die heimischen Badebetriebe sind gut vorbereitet und motiviert, ihren Gästen ein sicheres, erholsames Badeerlebnis zu bieten.„Unsere Mitglieder sindbestens aufgestellt. Unser hervorragend ausgebildetes Personalist eine der großen Stärken unserer Branche“, betont Michael Kirchmair.

Die bevorstehende Saison markiert zugleich den Beginn eines neuen Kapitels für die Berufsgruppe: Nach mehr als zwei Perioden engagierter Arbeit übergibt Ulrich Mayerhofer die Obmannschaft an Kirchmair. Mayerhofer, der dem Ausschuss als Obmann-Stellvertreter erhalten bleibt, zeigt sich glücklich über seinen Nachfolger:„Gemeinsam mit Michael als neuen Obmann werden wir uns weiterhin mit voller Kraft für unsere Mitglieder einsetzen und eine unüberhörbare Stimme für die Anliegen der Badbetreiber sein.“

Kirchmair bedankt sich für das Vertrauen und würdigt die Leistungen seines Vorgängers:„Ulrich hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Tirols Bäder heute einen hohen Stellenwert im Land haben. Wir freuen uns, dass Ulrich dem Ausschuss mit seiner Expertise erhalten bleibt.“ Mit frischer Energie, klaren Forderungen und einem starken Team will die Berufsgruppe die Zukunft aktiv mitgestalten.