
Lebensmittelversorgung in Vorarlberg: Aktuelle Strukturanalyse zeigt stabile Nahversorgung
Die aktuelle Strukturanalyse zum Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in Vorarlberg erfasst sämtliche Vollsortimentsanbieter sowie Discounter und stellt eine kontinuierliche Dokumentation der Versorgungslage im Land sicher. Auch in diesem Jahr zeigt sich eine stabile Nahversorgung für 99 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung, die zumindest über ein Geschäft mit Vollsortiment im eigenen Ort verfügen.
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Seit den 1970ern untersucht die Fachgruppe des Vorarlberger Lebensmittelhandels jährlich die Nahversorgung der Vorarlberger Bevölkerung durch Geschäfte des täglichen Bedarfs (Lebensmittel). Dabei werden nicht nur die Verkaufsflächen des Lebensmittel-Einzelhandels mit Vollsortiment untersucht, sondern seit 1990 auch die von Diskontern erhoben.
Zum aktuellen Stichtag 2025 werden in Vorarlberg 231 Lebensmittelgeschäfte mit einer Gesamtverkaufsfläche von 133.832 m² betrieben. Im Vergleich zum Vorjahr kam es zu einem leichten Rückgang: Insgesamt drei Standorte mit zusammen 1.190 m² wurden geschlossen. „Trotz dieses Rückgangs bleibt die Nahversorgung auf einem sehr hohen Niveau. Immerhin verfügen 99 Prozent der Bevölkerung über zumindest ein Geschäft mit Vollsortiment im eigenen Ort“, erklärt der Fachgruppenobmann Daniel Drechsel, die aktuelle Analyse.
Verschiebungen innerhalb der Betriebsgrößen
Die langfristige Entwicklung zeigt strukturelle Verschiebungen: Kleine Geschäfte bis 150 m² sind deutlich zurückgegangen, während Supermärkte (400–999 m²) und Verbrauchermärkte (ab 1.000 m²) seit den 2000er Jahren deutlich an Fläche zugelegt haben. Derzeit entfallen 55 Prozent aller Verkaufsflächen auf Supermärkte, 11 Prozent auf Verbrauchermärkte bis 2.500 m² und 18 Prozent auf kleine Geschäfte bis 249 m².
Discountsektor konsolidiert
Im Discounterbereich sind aktuell 32 Standorte mit 20.464 m² Verkaufsfläche registriert. Die Expansion der 2000er-Jahre wurde durch eine stärkere Fokussierung auf Markenartikel, einen Frischebereich sowie ein erweitertes Sortiment abgelöst.
Hohe Erreichbarkeit und regionale Unterschiede
Die Erreichbarkeit eines Lebensmittelgeschäfts zu Fuß (bis 1 km) ist für 79 Prozent der Bevölkerung gegeben – im Bezirk Dornbirn sogar für 88 Prozent. Mit dem Fahrrad (bis 3 km) erhöht sich die Erreichbarkeit auf 98 Prozent der Bevölkerung. „Der Zugang der Bevölkerung zu einem Lebensmittelgeschäft ist hervorragend. In einer Wegstrecke bis zu einem Kilometer bzw. zwölf Minuten zu Fuß ist der nächste Laden für 79 Prozent der Vorarlberger:innen erreichbar“, betont der Fachgruppenobmann. Lediglich neun Gemeinden verfügen zum Erhebungszeitpunkt über kein Lebensmittelgeschäft. In 47 Gemeinden gibt es jeweils ein Geschäft mit Vollsortiment, teils ergänzt durch Bäckereien und Metzgereien. Neben dem klassischen LEH tragen Bäckereien (160 Standorte), Metzgereien (54 Standorte) und Tankstellenshops zur Grundversorgung bei. Auch Spezialitätengeschäfte mit thematischem Fokus ergänzen das Angebot, insbesondere in urbanen Räumen.
Umweltschutz
„Zudem bekennt sich der Vorarlberger Lebensmittel-Einzelhandel klar zu den aktuell definierten Umweltzielen. Dabei stellt gerade eine kleinräumig funktionierende Nahversorgung mit der Möglichkeit, dass die Mehrheit der Bevölkerung die täglichen Besorgungen auf kurzem Wege (zu Fuß oder mit dem Fahrrad) erledigen kann, einen wichtigen Beitrag zum aktiven Umweltschutz dar“, hebt Drechsel hervor. Ebenso wurden die herausfordernden Vorbereitungen zur Einführung des Pfandsystems für Einweggebinde zum Jahresbeginn 2025 von den Betrieben fristgerecht und umfassend umgesetzt.
Förderungen und gesellschaftliche Bedeutung
Rund 1 Mio. Euro Betriebskostenzuschüsse sichern aktuell die Existenz wirtschaftlich nicht tragfähiger Nahversorger. Die Unterstützungsstruktur gilt als modellhaft im österreichischen Vergleich; sie ist für die Betreiber von Nahversorgungsbetrieben, die Gemeinden und deren Einwohnern gleichermaßen wichtig und eine Investition in die Zukunft.
Der Lebensmitteleinzelhandel in Vorarlberg zählt mit ca. 6.300 Beschäftigten, darunter 260 Lehrlingen, zu den bedeutenden Arbeitgebern des Landes und trägt wesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei.
Österreichweiter Kontext
Die parallel durchgeführte Studie der KMU Forschung Austria ordnet die Vorarlberger Ergebnisse in einen nationalen Vergleich ein. Vorarlberg weist mit nur neun Gemeinden ohne Nahversorger eine deutlich bessere Versorgungslage auf als der Bundesdurchschnitt. Die landesweite Tendenz zeigt jedoch eine Zunahme der Versorgung in urbanen Regionen bei gleichzeitigem Rückgang im ländlichen Raum.