Österreichisches Bundesheer
© Österreichisches Bundesheer

Wachstum durch Waffen?

Mit über 150 Unternehmen und einem jährlichen Umsatz von 3,3 Mrd. € spielt der Verteidigungssektor in Österreich eine gewichtige Rolle, die in Zukunft noch bedeutsamer werden könnte.

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Aktualisiert am 24.04.2025

Die Debatte über die Fähigkeit Europas, sich selbst zu verteidigen, hat seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sowie der neuerlichen Präsidentschaft Donald Trumps enorm an Dringlichkeit gewonnen. Auch Österreich hat die Notwendigkeit verstärkter Investitionen erkannt und seine Verteidigungsausgaben bereits erhöht. Mit dem Programm „ReArm Europe“ will die EU nun zusätzlich 800 Mrd. € mobilisieren, die Europa unabhängiger von den USA machen und der lahmenden Konjunktur neuen Schwung verleihen sollen.

Laut einer aktuellen Studie der London School of Economics (LSE) und des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel könnten Rüstungsausgaben durchaus beträchtliche Impulse für die Wirtschaft bringen: Steigern die EU-Staaten ihre Militärausgaben von durchschnittlich 2 auf 3,5% der Wirtschaftsleistung, würde das 0,9 bis 1,5% zusätzliches Wachstum auslösen. Vorbild könnten die USA sein, deren hohe Militärausgaben seit dem Zweiten Weltkrieg nicht nur kurzfristige Impulse gebracht hätten, sondern auch langfristig die Produktivität gesteigert und Innovationen erleichtert haben, so die Conclusio der Ökonomen. Übrigens haben das Navigationssystem GPS, die Mikrowelle und das Internet ihre Wurzeln alle in den Forschungslaboren des US-Militärs. Auch Israels starke Start-up-Szene lebt vom Know-how und Erfahrungen, die in der Armee gesammelt werden.

SCE
© SCE Flugsimulator des Salzburger Unternehmens SCE Systemengineering GmbH.

Optimistische Stimmung

Positive Stimmung macht sich bereits bei einigen größeren Rüstungszulieferern breit. „Von einem Superjahrzehnt der Defence-Industrie ist die Rede“, sagte etwa kürzlich Julian Cassutti, CEO von Steyr Motors, gegenüber dem Industrie Magazin. Der Auftragsbestand des oberösterreichischen Motorenbauers, dessen Antriebe in Defence-Spezialfahrzeugen, Booten und Kampfpanzern zum Einsatz kommen, ist bis 2027 auf fast 200 Mill. € angewachsen. Auch deshalb, weil mit der Rheinmetall Landsysteme GmbH, einer Tochter des Rüstungskonzerns Rheinmetall, eine mehrjährige Entwicklungs- und Liefervereinbarung getroffen wurde.

Ähnlich positiv sieht man die Lage beim Salzburger Kranhersteller Palfinger AG. Dort wurde kürzlich ein 30 Mill. € schwerer Auftrag für Singapur Defence an Land gezogen. Konkret wird die singapurische Marine mit Slipway-Systemen augerüstet, die das sichere Aussetzen und Wiedereinholen von Booten auf See möglich machen. „Der Defence-Sektor bietet eine langfristige Auftragslage mit einer sehr stabilen Grundauslastung“, erläutert Palfinger-CEO Andreas Klauser. Mit dem Österreichischen Bundesheer führt das Unternehmen bereits eine jahrzehntelange Partnerschaft. Seit den 1970er Jahren liefert man Kräne und Wechselladersysteme vor allem für die Pioniere und die ABC-Abwehrtruppe (Anm.: aktuell intensiv bei der Abwehr der Maul- und Klauenseuche im Einsatz). „Aufgrund der geopolitischen Lage und den daraus resultierenden massiv erhöhten Rüstungsbeschaffungen der europäischen Armeen ist mit einem weiteren steten Umsatzwachstum über einen langen Zeitraum zu rechnen“, resümiert man bei Palfinger.

Österreichisches Bundesheer
© Österreichisches Bundesheer Bundesheer-Lkw mit Palfinger-Kran im Pioniereinsatz.

Etwas skeptischer beurteilt man die Lage beim Salzburger Hersteller für Mechatronik und Flugsimulatoren, SCE Systemengineering GmbH. „Im Defence-Bereich sind wir als kleines Unternehmen stark von Kooperationen und Gegengeschäften abhängig. Da hat die Eurofighter-Affäre leider viel kaputt gemacht. Die Politik traut sich seither nicht mehr über Gegengeschäfte drüber, die aber wichtige Aufträge für die Wirtschaft bringen würden“, sagt Margit Scharfetter von SCE. Sie hofft deshalb eher auf Impulse aus Deutschland. Dort werde jetzt auch massiv investiert und dadurch seien Kooperationen mit bayerischen Herstellern denkbar. (kk)n